Sopha Selbsthilfe

Aktuell (Archiv 2016)

15.12.2016 :: Wuppertal: Neue Sozialphobie-Selbsthilfegruppe

Ein Gruppenmitglied, was die letzten Jahre recht aktiv in unseren Gruppen war, gründet eine neue Selbsthilfegruppe in Wuppertal. Das ist eine gute Idee, weil es Sozialphobie-Selbsthilfegruppen noch lange nicht überall gibt. Wuppertal und Umgebung war auch so ein Loch, wo nichts existierte. Wir sind gespannt, wie gut der Aufbau der Gruppe gelingt.

Was braucht eine Gruppe am Nötigsten? Natürlich Mitglieder. Deshalb schreiben wir auch hier. Wer aus der Region Wuppertal kommt und in diese neue Gruppe einzusteigen will, melde sich bei uns. Wir stellen den Kontakt dann her. Unsere Mailadresse findet ihr hier: Kontakt.

Weblinks:

15.12.2016 :: Umzug Selbsthilfe-Kontaktstelle

Es ist soweit: Nach 13 Jahren am Friedensplatz 8, zieht die Kontaktstelle jetzt noch mehr in Richtung Innenstadt. Die neue Adresse lautet Ostenhellweg 42-48. Der Eingang ist allerdings in der Moritzgasse.

Die letzte Gruppe konnte am 11. Dezember tagen. Jetzt ist Umzug angesagt, so dass wir den ganzen Dezember über keine Räume mehr verfügen und so auch keine Gruppen anbieten können.

In der neuen Kontaktstelle wird es vermutlich Anfang Januar für uns weitergehen. Es wird insgesamt wieder 3 Räume für Selbsthilfegruppen geben, die zudem deutlich größer sind. Jeder Raum wird auch Fenster haben, womit man lüften kann. Insofern gibts grundsätzlich eine Verbesserung der Situation. Wie die Räume konkret aussehen, wissen wir noch nicht, das erfahren wir auch erst Anfang Januar.

08.12.2016 :: Lied der Woche

Lor - Cinnamon

07.12.2016 :: Warum sich ungünstige Sichtweisen verstärken

Leider können wir nicht neutral wahrnehmen. Wahrnehmung ist selektiv. Manches nehmen wir stark und deutlich wahr, anderes übersehen wir oder blenden es aus.

Unsere Lieblingsansichten werden immer wieder befeuert, wenn wir Dinge erleben, die diese Ansichten stützen. Passiert hingegen etwas, was nicht mit unseren Ansichten übereinstimmt, kann es sein, dass wir sie kaum wahrnehmen und damit auch schneller wieder vergessen. Mitunter gibt es auch eine Abwehr von allem, was uns nicht passt.

Angst ist ein Aufmerksamkeitsmagnet. Wir nehmen dann das verstärkt wahr, was uns ängstigt. Und das nährt unsere Auffassungen von der Welt, die wir dann immer mehr als bedrohlich wahrnehmen.

Die Sache mit der Bedrohung ist eine ganz gemeine Wahrnehmungsverzerrung. Machen wir die Erfahrung, dass etwas trotz empfundenen Risikos gut geht, kann der "Innere Besorgte" sagen: "Es hätte ja trotzdem schief gehen können. Es war einfach nur Glück." Und wenn es dann wirklich mal schief geht, dann sagt er: "Siehst du, ich habs dir doch gesagt! Hättest du mal auf mich gehört!"

Dieser besorgte Persönlichkeitsanteil hat also sozusagen immer recht. Und deshalb tendiert er dazu, sich in uns auszudehnen und immer mehr die Kontrolle über unser Handeln zu übernehmen. Zwar kann unser "Risikofreudiger Teil" bei postivem Ausgang sagen: "Siehst du, ist doch gut gegangen!", aber der "Innere Besorgte" kann eben sofort kontern: "Da hast du einfach nur Glück gehabt. Im Grunde war es sehr riskant und in Zukunft wirst du garantiert nochmal auf die Nase fallen." Und das lässt sich ja kaum entkräften.

Wir erleben das auch in der Gesellschaft: Es gibt immer Menschen, die in allem nur Gefahren sehen und uns ständig warnen. Und bei jedem Unglück, was passiert, sagen sie: "Siehst du, das habe ich vorausgesehen. Warum hört keiner auf mich?"

Was dieser Mensch nicht sieht: Die ganzen verlorenen Chancen und Möglichkeiten, die er nicht gelebt hat. Und dieser Mangel an guten Erlebnissen führt noch viel mehr in eine Verbitterung dem Leben gegenüber.

Hier sieht man schön, wie sehr einmal angelegte Sichtweisen sich immer weiter verstärken und ausdehnen. Und dies betrifft auch die meisten angstgetriebenen Sichtweisen und Wahrnehmungspräferenzen.

Was können wir tun, um hier seelisch ausgeglichener zu werden? Wir müssten unsere einseitigen Sichtweisen erkennen und bewusst verändern.

Bewusst gegensteuern lässt ich mit einem ganz einfachen Trick: Wir müssten den gelingenden Momenten mehr positive Aufmerksamkeit schenken. Uns also öfters bewusst sagen: "Siehst du, es ist gut gegangen! Trotz deiner Befürchtung." Wir müssen irgendwie Bewusstseinsraum dafür schaffen: Es klar und ausgiebig wahrnehmen, um diese Beobachtung zu festigen.

Dafür gibts auch viele konkrete Möglichkeiten, um das rituell in unseren Alltag einzubauen. Wir können Tagebuch schreiben, wo wir täglich das aufschreiben, was gut lief und wo wir trotz unserer Ängste und Befürchtungen etwas gewagt haben.

In der Selbsthilfegruppe kann man immer wieder die Dinge ansprechen, die in den letzten Tagen entgegen unseren Befürchtungen gut gelaufen sind.

Wir können auch über Affirmationen diesen riskierenden Teil in uns stärken. Man kann im Leben immer wieder kleine Dinge riskieren, die einen nicht umhauen, wenn sie schief gehen. Und wenn es dann gut geht, ist es wichtig, dies zu "feiern", wie auch immer das konkret aussieht.

So kann es passieren, dass man eine richtige Lust darauf entwickelt, ins Risiko zu gehen und beschenkt zu werden. Eigentlich ist das ja ganz natürlich in uns angelegt: Risiko macht eigentlich auch Lust. Wenn das nicht so wäre, gäbe es uns Menschen vermutlich gar nicht mehr. Wir wären dann viel zu vorsichtig. Im Laufe der Evolution gabs immer große Risiken, die wir bewusst auf uns nehmen mussten. Die Lust am Gelingen hat uns geholfen, da hindurch zu gehen.

Die Lust am Gelingen ist unser wichtigster Motivator und damit auch der Gegenspieler zu unserer Angst. Und wenn wir die gelingenden Momente deutlich genug positiv spüren, fördert dass diese lebendige Seite in uns.

Und wenn es schief geht? Dann dürfen wir nicht sagen: "Siehst du, ich habs dir doch gesagt!" Auch hier lässt sich die Sichtweise verändern, ohne das wir uns einen in die Tasche lügen: "Ok, diesmal hats nicht geklappt. Wie kann es beim nächsten Mal besser werden?" Auch hier bleiben wir mit dem voranschreitenden Teil in uns verbunden und versteifen uns nicht in lebensvermeidende Sichtweisen.

Schlussendlich gehts nicht darum, immer größere Risiken auf sich zu nehmen. Es geht darum, sich immer mal wieder in überschaubare Risiken hineinzuwagen, weil das unser Leben bereichert.

-- Fred

28.11.2016 :: Blickwinkel ändern

Psychotherapie und Selbst-Veränderungs-Methoden arbeiten ganz oft mit einer Veränderung des Blickwinkels. Allein diese Veränderung kann viele weitere Veränderungen anstoßen. Auch tiefgreifende.

Aus welchen Blickwinkeln wir die Welt wahrnehmen, wird durch unsere Wahrnehmungs- und Denkgewohnheiten festgelegt. Natürlich auch von unseren Emotionen. Und was die Festlegung angeht - viele Menschen sind in dieser Hinsicht sehr festgelegt und bewegen sich nur in gewohnten Mustern.

Ungünstigerweise kommt hinzu: Wer mit Ängsten belastet ist, neigt noch viel stärker dazu, in rigiden Denkmustern zu verharren. Die Freiheit, mal ganz andere Blickwinkel einzunehmen, schwindet. Warum? Das Gewohnte gibt Sicherheit, das Ungewohnte macht Angst oder braucht zumindest Mut. Ein anderer Blickwinkel kann bedrohlich wirken, weil er unser Selbstverständnis von der Welt bedroht.

In Psychotherapie gehts also auch viel darum, grundsätzlich flexibler und offener zu werden. Heraus zu kommen aus einer rigiden Festlegung von Gedanken und Wahrnehmung. In einer Klinik habe ich es erlebt, dass man uns regelmäßig so stark mit Neuem konfrontiert hat, dass viele in dieses innere Spannungsfeld gekommen sind: Das Gefühl, einen inneren Halt zu verlieren und ins Chaos zu stürzen. Am Gewohnten konnte man sich auf einmal nicht mehr festhalten und das Neue fühlte sich nicht stabil an. Durch eine gute therapeutische Betreuung war es hier möglich, sich in so ein intensives Veränderungsfeld zu begeben.

Eine gute und harmlose Blickwinkel-Veränderung für den Alltag kann dies sein: Wir achten oft gerne auf das Gewohnte. Hat man z.B. zum tausendsten Mal eine beängstigende Situation, sagt man sich: "Schon wieder diese Angst, die ich so gut kenne." Der neue Blickwinkel wäre jetzt: "Wie erlebe ich jetzt im Moment meine Angst? Was ist anders, als sonst?" Wir konzentrieren uns also auf die Unterschiede und nicht auf das Gewohnte.

Wenn wir uns auf das, was anders ist, konzentrieren, nehmen wir vielleicht auch kleinste Anzeichen von Verbesserung wahr. Verbesserungen zeigen sich in der Regel nicht mit gewaltigen Sprüngen, sondern sie kommen auf ganz leisen Sohlen daher. Je wacher wir sind und auf kleinste positive Veränderungen achten, um so schneller werden uns diese positiven Impulse bewusst.

Das ist der Schlüssel: Was uns möglichst früh bewusst wird, das können wir unterstützen und fördern. Und zwar erst dann, wenn es uns bewusst wird. Auf die ganz kleinen Verbesserungen zu achten, ist der Schlüssel für positive Veränderung.

Das ist auch meine Erfahrung in den Selbsthilfegruppen: Wenn Menschen immer wieder darüber berichten, welche Schwierigkeiten sie erleben, dann hört es sich wie eine fortwährende Wiederholung immer der selben schweren Erfahrung an. Und sie bekommen immer mehr das Gefühl der Ausweglosigkeit. Sie erleben ja genau das: Immer und immer wieder die selbe schwierige Erfahrung. Und daraus entsteht eine felsenfeste Überzeugung, dass es auch nie besser werden kann. Es verändert sich ja nichts!

Aber machen diese Menschen wirklich immer wieder genau die selber schwere Erfahrung? Ich glaube das nicht.

Der Grund dieses Erlebens liegt glaube ich nicht selten in der Art der Wahrnehmung. Die Angst, die da kommt, wird nicht mehr genau betrachtet. Kleine Verbesserungen werden nicht gesehen und gewürdigt. Möglichkeiten, die herausführen und entdeckt werden müssen, dringen gar nicht ins Bewusstsein.

Umgedreht erlebe ich: Wenn Menschen in einem guten Veränderungsprozess sind, reden sie mehr darüber, welche kleinen Veränderungen sie an sich wahrnehmen. Sie sind neugierig und interessiert daran, was sich bewegt und was einem Hilfreiches über den Weg läuft. Dieser veränderte Blickwinkel wird dann zu einem Selbstläufer - er unterstützt kontinuierlich den Veränderungsprozess.

Ich kenne einige, die genau diese Geisteshaltung durch eine Psychotherapie in sich ausbilden konnten. Aber das ist nicht das Resultat jeder Therapie. Vielleicht liegt es an der unterschiedlichen Methodik. Vielleicht aber auch an den Möglichkeiten, wie Menschen in der Lage sind, solch ein neues Bewusstsein in sich zu "installieren".

-- Fred

25.11.2016 :: Gegen die Aufschieberitis

Vermeidung zeigt sich oft darin, dass mal alles Mögliche aufschiebt. Für das Aufschieben gibts auch einen Fachbegriff: Prokrastination.

Ich habe gerade einen guten Artikel empfohlen bekommen, wo 50 Tipps gegen Prokrastination gegeben werden. Vielleicht könnt ihr einige davon für euch umsetzen.

Weblink: http://karrierebibel.de/prokrastination/

24.11.2016 :: Verliebt in Psychologen

Das ist ein Phänomen, was viele Patienten erleben: Man verliebt sich in den Therapeuten. Eigentlich ist das relativ naheliegend: Ein Mensch, der einen so viel positive Zuwendung gibt, in den verliebt man sich schnell. Gerade auch dann, wenn man in dieser Hinsicht ein großes Bedürfnisloch hat. Und bei sozialen Ängsten leben viele sehr isoliert. Vielleicht hatten Betroffene noch nie eine Liebesbeziehung und sind auch von daher sehr empfänglich. Der Kontakt zum Therapeuten wird dann zu einem ganz außergewöhnlichen Highlight.

Wie sollte man mit Verliebtheit in der Therapie umgehen? Verliebtheit kann die Therapie beflügeln. Sie kann für Motivation und Mut sorgen. Sie kann dafür sorgen, dass man gut mit dem Therapeuten zusammenarbeitet und Aufgaben bereitwillig auf sich nimmt.

Verliebtheit kann aber auch zu einem echten Hindernis werden. Sie kann verhindern, dass man sich problematischen und unangenehmen Gefühlen zuwendet. Besonders die Themen, wo man vielleicht Ablehnung vom Therapeuten befürchtet, werden dann ausgelassen. Man hört auf, offen und echt über sich zu sprechen.

Nach meiner Erfahrung ist es gut und sinnvoll, möglichst alle Gefühle dem Therapeuten gegenüber offen in der Therapie anzusprechen. Darin liegt eine große Chance. Die meisten Therapeuten sollten mit solchen Gefühlen einen sinnvollen Umgang finden. Zumal man davon ausgehen kann, dass das erfahrenen Therapeuten schon recht häufig passiert ist und sie sich mit der Bewältigung so einer Situation auskennen.

Hier ein interessanter Artikel zum Thema:

22.11.2016 :: Psychotherapeutische Sprechstunde ab April 2017

Ab April 2017 soll es eine Psychotherapeutische Sprechstunde geben, die alle Therapeuten für 2 Stunden die Woche anbieten müssen. Dies soll das Problem der langen Wartelisten angehen. Patienten sollen grundsätzlich erstmal in die Sprechstunde, die dann auch recht kurzfristig angeboten wird. Hier kann man klären, ob Psychotherapie überhaupt etwas für einen ist. Man bekommt also recht schnell einen Rat von einem Fachmann.

Die Problematik der langen Wartelisten wird es allerdings nicht lösen. Die kann man nur über mehr Psychotherapeuten oder effizientere Therapien lösen. In dieser Hinsicht ist keine Verbesserung in Sicht.

Günstig könnte sein, dass die erste Hürde etwas niedriger liegt. Und wer so schon einmal beim Therapeuten war, geht vielleicht auch den nächsten Schritt, sich auf eine Warteliste setzen zu lassen und die Psychotherapie als Problembewältigung fest einzuplanen.

Für Menschen, die ganz akut eine Psychotherapie benötigen, soll es künftig eine antragsfreie psychotherapeutische Akutbehandlung geben. Das wäre ein echter Fortschritt für Menschen in akuten Krisen. Das bedeutet aber umgedreht, dass alle Menschen, die nicht unter die Akutregelung fallen, nun noch länger warten müssen. Denn bei gleicher Anzahl Therapeuten gilt: Werden Akutpatienten bevorzugt, müssen zwangsläufig alle anderen weiter nach hinten rutschen.

Interessant ist: Die Anzahl der Therapeuten hat sich zwischen 1999 und 2015 fast verdoppelt. Allerding stieg in gleicher Zeit auch die Zahl der Erkrankten stark an. Genaugenommen wird davon ausgehen müssen, dass das Bewusstsein über psychische Erkrankungen stark gestiegen ist und die Möglichkeit einer Therapie immer mehr in Betracht gezogen wird. Es ist also gar nicht so leicht zu beantworten, ob wir alle kränker werden oder ob psychische Krankheiten mittlerweile viel häufiger erkannt und behandelt werden.

Weblinks:

21.11.2016 :: Die große Gefahr der Vermeidung

Mit Vermeidung geht man der Angst aus dem Weg. Solche Vermeidungshaltungen schleichen sich gerne unmerklich ein. Man tut Dinge nicht mehr, die einem Angst machen.

Die Vermeidung ist so schwer zu erkennen, weil sie eben erstmal keine Schmerzen oder sonstige unangenehme Gefühle verursacht. Und weil wir ungerne zugeben, dass wir vermeiden, denken wir uns Geschichten aus, die eine gute Rechtfertigung sind. Dann geht man z.B. nicht zu einer Feier, weil dort nur dumme Leute sind, mit denen wir uns nicht umgeben wollen. In Wirklichkeit aber ist es unsere Angst.

Vermeidung führt dazu, das Angst erstmal nicht mehr spürbar ist. Es ist eine Entlastung. So entsteht die paradoxe Situation, dass Menschen sagen: "Ängste hab ich keine mehr." Doch in Wirklichkeit vermeiden sie nur alles, was Angst macht. Eigentlich haben sie vor vielen Situationen große Angst, aber sie spüren es nicht mehr, weil sie diesen Situationen aus dem Weg gehen.

Was langfristig massive Schäden anrichten kann, ist der Mangel von dem, was man eben alles nicht mehr macht. So können ganze Lebensläufe über Jahre in eine ziemliche Schieflage geraten. Berufliche Weiterentwicklung wird vermieden oder man ist erst gar nicht in Arbeitszusammenhängen eingebunden. Oder die Partnersuche ist blockiert, so dass man kein Familienleben hat und vereinsamt. Und um dann seine Einsamkeit zu betäuben, fängt man mit allen möglichen Süchten an.

Was kann aus der Vermeidung herausführen: Wichtig ist, achtsam zu sein und zu erkennen, wo man sich geschickt um Herausforderungen herumwindet. Wo kleinste unangenehme Gefühle dafür sorgen, das man etwas nicht tut. Hier gilt es dann, mit einem klaren "trotzdem" Dinge zu tun, die unangenehme Gefühle auslösen. Mit der Zeit kommt man sich immer mehr auf die Schliche, warum man etwas nicht tut. Und dann gilt es, in kleinen Schritten wieder das zu tun, was Angstgefühle auslöst.

Hier gilt der Satz: "Wo die Angst ist, ist der Weg."

Der regelmäßige Besuch einer Selbsthilfegruppe kann ein gutes Ritual sein, sich immer wieder aus seinem Wohlfühlraum herauszubegeben und sich zu konfrontieren.

04.11.2016 :: Therapeutensuche - Kostenerstattungsverfahren

Du suchst einen Therapeuten und überall dauert es 6-12 Monate, bis zu einen Therapieplatz bekommst? Dann könnte das Kostenerstattungsverfahren noch eine Möglichkeit für dich sein. Darüber kannst du Psychotherapie auch bei Therapeuten machen, die nicht im kassenärztlichen System sind. Die Krankenkasse wird in bestimmten Fällen die Kosten übernehmen.

Mehr dazu findest du hier: http://www.bptk.de/uploads/media/BPtK_Ratgeber_Kostenerstattung.pdf

24.10.2016 :: Enke-App - Hilfe bei Depressionen

Die Robert-Enke-Stiftung hat die sogenannte "Enke-App" fürs Handy herausgebracht. Diese App soll depressive Menschen unterstützen. Sie ist vor allem Informations- und Kommunikationsplattform. Sie ist als erste Anlaufstelle für Betroffene gedacht. Der Selbsttest kann schnell Auskunft darüber geben, ob man an einer Depression erkrankt ist.

Die App fungiert auch als Notfall-Werkzeug, hierfür hat sie eine eingebaute SOS-Funktion.

Die Enke-App ist für Apple und Android verfügbar.

Weblinks:

18.10.2016 :: Mich verändern oder es lassen?

Viele kennen den Konflikt zwischen dem Wunsch nach Veränderung und Entwicklung einerseits und dem Veharren in der Bequemlichkeit und der Sicherheit andererseits.

In unseren Gruppen wird das immer wieder deutlich und baut hier auch ein Spannungsfeld auf: Betroffene, die nach Veränderung streben und mit anderen wachsen wollen. Und Betroffene, die lieber alles so bewahren wollen, wie es ist.

Es ist nicht leicht, in diesem Spannungsfeld den richtigen Weg zu finden. Die Gefahr ist groß, dass die Veränderer frustriert werden, weil man sie ständig ausbremst oder weil sie mit starken Widerständen zu kämpfen haben. Frust gibts aber auch auf der anderen Seite: Das Gefühl, zu viel Druck zu bekommen und sich nicht verstanden zu fühle. Oder auch echte Überforderung, weil Dinge passieren, mit denen sie nicht mithalten können.

In den Gruppen gibts so oft auch eine Wellenbewegung. Mal sind die Veränderer stärker und bringen Veränderungsenergie ein. Und dann sind wieder die Bewahrer stärker und lenken das Geschehen in alte gewohnte Bahnen.

Gelingt es nicht, sich gut miteinander zu arrangieren, entsteht zu viel Frust und die Veränderer wenden sich ab oder resignieren. Oder die Bewahrer verlassen die Gruppe, weil es ihnen zu ungemütlich wird. Das ist natürlich beides eine unschöne Situation.

Wesentlich ist hier auch das Gruppenselbstverständnis. Es gibt Selbsthilfegruppen, die es für selbstverständlich ansehen, sich zu verändern und zu wachsen. In einem Regionaltreffen ist mir das bewusst geworden. In solchen Gruppen werden dann vor allem Betroffene hängen bleiben, denen auch mehr nach Veränderung ist. Die anderen werden sich dort schnell überfordert fühlen und wieder gehen.

Es gibt aber auch Gruppen, da ist eine kontinuierliche Weiterentwicklung gar nicht so definiert. Da darf man einfach so sein, ohne das irgendjemand irgendwelche Ansprüche an einen hat. Diese Konstellation kann für Veränderer quälend sein.

Wie löst man dieses Dilemma? Eine gute Möglichkeit ist, dass Veränderer mehr versuchen, bei sich zu bleiben. Das sie sich also nicht ständig mit der Lösung von Problemen der anderen beschäftigen, sondern ganz bei sich bleiben und ihre eigenen Probleme angehen. Eine Gruppe ist in der Regel immer offen dafür, jemanden zuzuhören, der sich verändern möchte. Ihn so in seiner Veränderung zu begleiten. Denn zu hören, was jemand tut und wie er voran kommt, ist in der Regel interessant. Problematisch wirds hingegen, wenn man versucht, andere verändern zu wollen. Das geht oft schief.

Wenn Veränderer allerdings Mitstreiter brauchen, um z.B. praktische Übungen zu machen, dann brauchen sie Mitbetroffene, die auch Veränderung wollen. Dann ist es vielleicht gut, sich die Leute zu suchen, die da mitmachen wollen und eine kleinere eigene Gruppe zu machen. So machen wir das z.B. mit der Vortragsgruppe oder der Aktionsgruppe. Hier sind die Leute, die etwas konkret verändern wollen, ohne den anderen mit ihrem Veränderungswunsch auf die Nerven zu fallen.

Eine andere Situation hat man, wenn Bewahrer einen ungünstigen Zustand bewahren wollen, unter dem Aktivere leiden. Ein typisches Beispiel ist die Moderation. Macht die schon seit Jahren eine Person und möchte dafür nicht immer verantwortlich sein, dann sagen die Bewahrer: "Du hast das doch bisher immer gut gemacht, mach das doch weiter so." Aber so kommt derjenige nie mehr aus seiner Rolle heraus. Meine Erfahrung ist hier, dass ich mitunter schon heftig dafür kämpfen musste, aus solche zementierten Rollen herauszukommen. Hier muss man sich manchmal zurückziehen und den Mut haben, ein gewissen Vakuum zu erzeugen, aus dem dann schon eine Veränderung kommen wird.

Die gute Seite des Bewahrens ist, dass Ruhe und Harmonie in die Gruppen kommt. Das Neue ist oft Stress, sorgt für Unsicherheit, macht Ängste, sorgt für Chaos und widerstreitende Gefühle. Da ist es gut, mal wieder in die Ruhe zu kommen und einen schönen wohlwollenden Umgang miteinander zu finden, wo niemand was leisten muss, wo alles sein kann, aber nichts sein muss.

-- Fred

25.08.2016 :: Sollte man jemanden halten?

Menschen kommen und gehen. So auch in unseren Gruppen. Ist der Kontakt enger geworden, fällt Abschied schwer oder berührt einen zumindest tiefer.

Sollte man Menschen halten? Sollte man sie ermutigen oder gar überreden, dabei zu bleiben?

Ich hab mal eine unangenehme Erfahrung gemacht. Ich wurde von einer therapeutischen Gruppe massiv unter Druck gesetzt, zu bleiben. Es war eine privat finanzierte Gruppe und der Therapeut war finanziell auch verstrickt. Zu dieser Zeit wollten 4 Personen die Gruppe verlassen und das hätte bedeutet, dass die Gruppe keine 2 Jahre hätte weitergeführt werden können. Abgesprochen war aber, dass wir uns nach einem Jahr ganz frei entscheiden können. Die Freiheit war jetzt nicht mehr zu spüren. Wir blieben trotzdem standhaft und stiegen alle aus. Die Gruppe hat uns danach noch mit "Liebesentzug" bestraft. Das warme und innige Verhältnis war völlig verloren, man gönnte uns auch keinen stimmigen Abschied mehr. Auch der Therapeut ignorierte uns. Alles wenig professionell.

Es gab aber auch eine andere Seite. Manch einer wollte früher schonmal aussteigen und da war es gut, dass wir uns Zeit nahmen, erstmal ein wenig die Situation zu ergründen. Ohne Druck und nicht mit dem Ziel, zu überreden. Es ging darum, zu verstehen.

Nun ist es ja so, dass man sich gerne dann aus einer Gruppe verabschiedet, wenn es irgendwie schwierig wird. Oder auch, wenn man nicht mehr von profitiert. Beide Fälle können aber eine große Chance darstellen.

Wenn es schwierig wird, kommen wir an unsere Grenze. Angstbewältigung heißt ja, Grenzen zu weiten. Über etwas hinauszuwachsen. Wer bei Erreichen einer Grenze die Gruppe verlässt, entlastet sich zwar kurzfristig, weitet seinen Möglichkeitsraum aber nicht.

Wer das Gefühl hat, nicht mehr von zu profitieren, hat vielleicht eine Schwelle erreicht: In der Form, wie er in Kontakt mit einer Gruppe tritt, ist tatsächlich alles ausgereizt und keine neue Erfahrung mehr möglich. Hier ist die Art, wie man sich in eine Gruppe einbringt, der limitierende Faktor.

Beispiel: Jemand ist fast immer passiv in einer Gruppe und hört vor allem zu. Irgendwann hat er fast alles gehört und es wird ihm langweilig. Hier könnte der nächste Schritt sein, sich aktiver einzubringen und so in ein neues Erfahrungsfeld einzutauchen.

Aber auch das macht natürlich Angst, so dass man solche Veränderungen gar nicht in Erwägung zieht. Man sucht sich keine neuen Herausforderungen und steigt dann lieber aus.

Soll man denn nun jemanden in der Gruppe halten?

Ein Verfahren hat sich ganz gut bewährt: Zuerst einmal könnte man einen Rahmen schaffen, wo man darüber in einen Austausch geht, warum jemand gehen möchte. Ziel ist, dass für alle stimmig wird, warum jemand geht. Solche Gespräche dürfen nicht drängend sein, das Verstehen sollte im Vordergrund stehen. Es geht also um Aktives Zuhören und Einfühlungsvermögen.

Im Anschluss kann jeder auch Bedenken, Widersprüchlichkeiten oder auch Chancen benennen. Oder auch eigene Erfahrungen, wenn es einem schonmal ähnlich ging. Darüber kann man auch nochmal in einen Austausch.

Wenn für denjenigen dann immer noch klar ist, auszusteigen, dann finde ich es gut, das als Gruppe auch zu akzeptieren. Man hat sozusagen nochmal gemeinsam geschaut, hat Rückmeldung gegeben. Das kann dem Aussteiger helfen, nochmal ein paar Aspekte in seine Entscheidung einzubeziehen. Was dann folgt, ist seiner freier Wille und ab dann finde ich eine Einmischung nicht mehr gut.

Wenn klar ist, dass jemand die Gruppe verlässt, finde ich es ein schönes Ritual, dass jeder dem Gehenden mit einem Feedback beschenkt. Etwas Gutes, was man dem Gehenden auf den Weg mitgibt. Also Chancen, die man sieht, Positives, was man erlebt hat, Ressourcen und Talente, die man gesehen hat usw.

Wir haben auch schonmal jemanden mit dem Lied Möge die Straße... verabschiedet. Auch das fand ich ein emotional schönes Ritual. Überhaupt finde ich es gut, für Abschiede Rituale zu etablieren.

Und was, wenn man spürt, das jemand eigentlich noch Hilfe bräuchte oder durch den Austritt eher Rückschritte macht? Ich glaube, in der Selbsthilfe ist es gut, auf die Selbstverantwortung zu setzen. Keiner kann schlussendlich sagen, ob ein Rückschritt nicht doch wieder gut ist. Vielleicht müssen wir einen Schritt zurück, um dann wieder 2 Schritte nach vorn zu machen. Bedenken kann ja jeder zuvor einbringen, aber dann zählt, was jemand für sich entscheidet.

Wie ein Abschied abläuft, sollte auch der Gehende entscheiden. Man kann als Gruppe etwas anbieten, ob jemand das möchte, bleibt dann in seiner Entscheidung. Gut finde ich es aber, wenn man bewusst eine Verabschiedung in der Gruppe macht. In den Kerngruppen machen wir das in aller Regel so. In der Offenen Gruppe hingegen ist das selten der Fall.

Gut ist übrigens auch, frühzeitig mit dem Wunsch des Austritts in die Gruppe zu kommen. Noch lange, bevor der Entschluss entgültig ist. Dann hat man noch Zeit, sich mit den Argumenten der anderen zu beschäftigen. Wenn man hingegen für sich alleine eine Entscheidung trifft, dann ist die meist schon so fest und endgültig, dass Argumente der anderen nicht mehr ankommen. Und das ist ja eigentlich schade.

-- Fred

20.06.2016 :: Lied der Woche

Dame - Du bist einzigartig

18.06.2016 :: Kleine-Schritte-Karten

Seit ein paar Wochen sind sie fertig - unsere "Kleine-Schritte-Karten". War total aufgeregt, nachdem die Daten bei der Druckerei waren, wie das Ergebnis wohl werden wird. Ein paar Tage später dann ein großes Paket. Die ersten 5000 Karten, die wir drucken lassen haben. Und was soll ich sagen: Die sind super geworden, genau wie vorgestellt.

Worum gehts bei den Kleine-Schritte-Karten? Sie sind vor allem Motivationshilfe. Sich mal einen kleinen liebevollen Tritt in den Hintern zu geben und mit etwas zu beginnen, was einem wichtig ist.

Was man schriftlich mit einer Karte plant, bekommt eine Verbindlichkeit. Das erhöht die Chance, dass man es dann auch tut. Etwas abhaken zu können, macht ein gutes Gefühl, etwas geschafft zu haben.

Alles weitere kannst du hier lesen, dort gibts die Karte auch zum Herunterladen und selber drucken: Kleine-Schritte-Karten

-- Fred

13.06.2016 :: Frage der Woche

Was will durch mich in die Welt kommen?

Mitunter ist es besser, sich nicht mit Problemen auseinanderzusetzen. Stattdessen mal den Blickwinkel verändern und sich zu fragen: Was möchte werden? Was will sich durch mich ausdrücken? Welche Potenziale kann ich entfalten?

Das Verrückte daran: Manch ein Problem löst sich auf, wenn man seinen Visionen folgt und sein Potenzial in die Welt bringt. Das Selbstvertrauen zum Beispiel wird gestärkt, wenn man genau das tut, was in einem angelegt ist. Die Erfahrung, fähig zu sein und sinnvoll zu wirken, schafft Selbstvertrauen.

Also, gehe mal ein paar Tage mit dieser Frage durchs Leben. Schreib dir einen Zettel und klemm ihn dir an den Spiegel.

Was will durch mich in die Welt kommen?

-- Fred

10.06.2016 :: Lied der Woche

AnnenMayKantereit - Nicht Nichts

09.06.2016 :: Vergangenheit - wozu?

Gerade unterhielt ich mich mit einer Frau über Therapie. Sie erzählte mir, dass sie eine Verhaltenstherapie macht. Als wir dann noch auf tiefenpsychologische Therapie zu sprechen kamen, war die Frage im Raum: "Aber was soll denn das Zurückschauen bringen? Dann weiß ich besser was gewesen ist, aber das verändert doch nichts. Ich muss vielmehr lernen, mit meinen Einschränkungen umzugehen."

In etwa so hab ich das schon sehr oft gehört. Das wird sogar manchmal als Vorzug der Verhaltenstherapie verkauft: Da wird nicht nur geredet, da lernt man konkret Veränderungen.

Da ist es doch spannend, mal genauer hinzuschauen, warum die Beschäftigung mit der Vergangenheit überhaupt irgendeinen Sinn hat und was sie bewirkt. Denn ich glaube, es ist ein Irrtum zu glauben, außer viel Gerede und etwas mehr Wissen gibts keine Resultate.

Hierzu mal ein erstes triviales Beispiel: "Klaus fährt jeden morgen mit seinem Auto zur Arbeit. Er braucht ungefähr 40 Minuten. Das empfindet er oft als lästig. Eines Tages ist sein Auto kaputt und ein Kollege nimmt ihn mit. Sein Kollege fährt ganz andere Wege, die Klaus noch gar nicht kannte. Und er braucht auch nur 20 Minuten, was Klaus völlig verblüfft. Am Abend setzt er sich an den Computer und schaut sich auf der Karte an, wie er bisher gefahren ist. Dabei fällt ihm auf, dass er totale Umwege gefahren ist. Am ersten Arbeitstag war er froh, überhaupt irgendwie angekommen zu sein. Und fortan versuchte er, sich diesen Weg immer besser einzuprägen, hinterfragte aber nie, ob das überhaupt ein sinnvoller Weg ist."

Ist das nicht erstaunlich? Klaus wird etwas bewusst. Es ist die Erkenntnis, dass es einen viel kürzeren Weg zur Arbeit gibt. Darüber hat er früher nie nachgedacht, es gab ja auch keinen wirklichen Grund dafür. Er hatte es einfach hingenommen, dass die Firma scheinbar so weit weg ist.

Dieses Bewusstsein verändert nun konkret etwas. Klaus kann gar nicht mehr anders, als sein handeln nun zu hinterfragen. Will ich weiterhin so umständlich fahren? Aber das wäre doch Unsinn! Ich werde mir natürlich jetzt einen besseren Weg heraussuchen. Auch wenn das ein unangenehmes Thema für mich ist. Aber jeden Tag 20 Minuten sparen, dass ist es mir auf jeden Fall wert.

Klaus erstellt sich nun mit Hilfe des Computers eine optimale Strecke und fährt sie an einem Sonntag in aller Ruhe ab. Zu seinem Erstaunen ist die noch kürzer, als die Strecke seines Kollegen. Und er ist in 15 Minuten da!

Hier zeigt sich also ganz allgemein: Eine bewusste Auseinandersetzung mit dem, was man tut, hilft. Klaus brauchte niemanden, der ihn darin unterstützt, eine andere Strecke zu fahren. Er brauchte jemanden, der ihm die Augen öffnet.

Jeder Mensch schleppt jede Menge Denk-, Verhaltens-, Wahrnehmungs- und Gefühlsmuster mit sich rum. Die sind in der Vergangenheit entstanden. Der ganze Lebensweg hat einen geprägt. Und meist waren diese Prägungen recht unbewusst. Wir haben sozusagen niemals so richtig darüber nachgedacht.

Was oft verwechselt wird: Man denkt, Vergangenheit ist vergangen. Es lohnt sich nicht, sich damit zu beschäftigen. Aber in Wirklichkeit hat die Vergangenheit einfach den Menschen geschaffen und geformt, der man heute ist. Was man heute ist, ist das Resultat. Und die Vergangenheit kann uns Einblicke geben, um das Resultat besser zu verstehen.

Dieses Resultat ist in vielerlei Hinsicht suboptimal und im Widerspruch mit sich selbst. Es wird auch falsche Annahmen und Überzeugungen geben, die einen stark am Leben hindern.

Eine solche falsche Überzeugung ist der Perfektionismus, den viele sozialphobische Menschen haben. Wer das noch nicht erkannt hat, denkt: "Ich muss in allem perfekt sein." Wer das Problem schon etwas verstanden hat, wird hingegen denken: "Ich will überall perfekt sein, weiß aber, dass das nicht geht und auch nicht sinnvoll ist."

In diesem neuen Bewusstsein wird man vielleicht auch erstmal nichts ändern können. Denn alte Muster, die man so lange gepflegt hat, wird man so schnell nicht wieder los. Aber zu wissen, was schief läuft, ist ein guter Anfang, mit einer Veränderung zu beginnen.

So könnte man dann auch wieder die 2 Therapiewege besser einsortieren: Die tiefenpsychologische Therapie hat ihren Fokus darauf, Bewusstsein zu schaffen. Und die Verhaltenstherapie unterstützt einen vor allem darin, konkrete Veränderungsschritte im Alltag zu machen. Hier sieht man auch, dass das eine das andere bedingt. Ohne Bewusstein erkennt man keine Veränderungsschritte. Insofern gibt es auch keine Verhaltenstherapie ohne Bewusstseinsarbeit. Deshalb heißt sie auch kognitive Verhaltenstherapie. Umgedreht gibt es in aller Regel keine rein tiefenpsychologische Therapie, die sich nicht um konkrete Veränderungsschritte im Alltag kümmern würde.

Wer versteht, wie er handelt, denkt, fühlt und wahrnimmt und wo diese Art zu sein auch herkommt, wird stark dazu angeregt, sich neu zu erfinden und etwas Besseres zu leben. Einfach weil man erkennt, wie viel schöner, einfacher und stimmiger das Leben sein könnte, wenn man sich verändert.

Eine positive Folge von Vergangenheits-Reflexion ist übrigens auch etwas, was im Hier und Jetzt wirkt: Es ist wahrscheinlich, dass man einen bewussteren Lebensstil entwickelt und so seine neuen Erfahrungen günstiger verarbeitet. Das sorgt für eine stabile Persönlichkeit, die viel mehr im Einklang mit sich selbst lebt.

-- Fred

02.06.2016 :: Die Sache mit dem Zittern

Anspannung kann dafür sorgen, dass wir zittern. Und das erleben viele Menschen als Schwäche oder sich schämen sich dafür.

Und dann kommts noch dicker: In dem Moment wo wir bewusst etwas gegen das Zittern machen wollen, zittern wir oft noch mehr. Wie das?

Wenn wir entspannt sind und gar nicht über unsere Hände nachdenken, zittern wir in der Regel auch nicht. Es gibt hier viele feine Muskeln, die etwas ganz Enormes leisten: Die Hand wird permanent so ausgeregelt, dass sie sich ruhig bewegt oder an einer Stelle veharrt. Das Gehirn bekommt ständig Informationen darüber, wo sich die Hand im Raum befindet und die Muskeln reagieren blitzschnell, um alles immer in einer Balance zu halten. Ein ganz wunderbarer Mechanismus.

Das ist ungefähr so, wie sich viele kleine Muskeln darum kümmern, dass wir auf einem Bein stehen können, ohne umzukippen. Auch das gelingt am besten dann, wenn wir entspannt sind und in uns ruhen. Dann können diese Muskeln und die damit unbewussten Prozesse optimal ablaufen.

Geraten wir hingegen in Panik und beginnen, uns in diese Prozesse einzumischen, geht es regelmäßig schief. Wir sind nicht in der Lage, diese Prozesse zu kontrollieren. So entsteht ein Teufelskreislauf: Aufgrund von Aufregung funktioniert dieser Prozess der Ausbalancierung nicht mehr richtig. Und wenn wir dann noch anfangen, dagegen was tun zu wollen, fallen wir erst so richtig auf die Nase. Oder zittern eben noch mehr.

Die westliche Strategie - ackere noch mehr, um alles in den Griff zu bekommen - klappt hier nicht. Wir brauchen vielmehr die östliche Strategie - lass los, hab Vertrauen und entspanne dich. Aber vielen Menschen ist diese Strategie wenig vertraut, sie muss erst mühsam erlernt werden.

Das ist auch der Grund, warum im psychotherapeutischen Bereich die östlichen Traditionen so beliebt sind und vielfach integriert werden: Yoga, Thai-Chi, Qi-Gong oder Meditation. All das sind Methoden, die das Los- und Geschehenlassen trainieren. Daneben gibts natürlich auch noch die klassischen Entspannungsmethoden, in denen man auch lernt, was Loslassen heißt.

Es besteht eine Gefahr, sich hineinzusteigern in einen Kontrollzwang. Irgendwann hat man mal ein Zittern bei sich festgestellt, z.B. bei einer sehr beängstigenden Situation. Nun fängt man an, übertrieben auf sich zu achten, verbunden mit einer Erwartungsangst: "Hoffentlich zittere ich nicht gleich wieder." Doch genau dieses Auf-sich-achten führt dazu, dass man viel öfter zittert. Und das wiederum treibt einen an, noch mehr auf sich zu achten und noch mehr zu kontrollieren. Wir hatten schon einige Betroffene in unserer Gruppe, die seit Jahren unter diesem Teufelskreis leiden. Je länger man so eine Angewohnheit pflegt, um so schwieriger wird es, sie wieder loszuwerden.

Insofern ist es gut, sich möglichst frühzeitig dieser Problematik bewusst zu sein und aktiv gegenzusteuern. Aber eben eher dadurch, in dem man Ruhe, Gelassenheit und Entspannung übt. Und in dem man seine Bewertungen verändert. Zittern ist meist gar nicht schlimm, erst unsere Bewertung macht es zu einer schlimmen Sache. Mag sein, dass sich irgendwann mal Menschen darüber lustig gemacht haben. Aber prüft das mal ganz realistisch: Würde sich heute jemand wirklich darüber lustig machen? Oft genug ist es nur eine alte Angst, die heute keine so große Bedeutung mehr hat.

Hier kann es auch gut sein, sich professionelle Hilfe zu suchen, wo man intensiver und gezielter an so einer Problematik arbeiten kann. Allerdings braucht es hier auch Therapeuten, die sich mit solchen körperlichen Prozessen auskennen.

Mitunter können auch Krücken helfen, sich aus dem Teufelskreis zu befreien. Da war z.B. eine Betroffene, die oft Kundenberatungsgespräche durchführen musste. Und sie hatte große Angst, da ins Zittern zu geraten. Irgendwann legte sie sich eine Begründung zurecht. Sollte das Zittern im Kundenkontakt auftreten, wollte sie sagen, dass sie gerade ein Herzmedikament umgestellt hat, was für das Zittern verantwortlich ist. Sie wollte das ziemlich gelassen sagen, als würde sie dieser Nebenwirkung keine besondere Bedeutung beimessen. In der Regel haben Menschen auch volles Verständnis dafür und sind nicht mehr irritiert, wenn es eine klare körperliche Begründung dafür gibt. Das funktionierte für sie so gut, dass sich die Erwartungsängste stark reduzierten und sie so gar nicht mehr zittern musste. Leider funktionierte das so gut, dass sie seither nicht mehr in unsere Gruppe kam. ;-)

-- Fred

29.05.2016 :: Lied der Woche

AnnenMayKantereit - Pocahontas

29.05.2016 :: Treffen mit Landesverband

Seit ein paar Monaten sind wir Mitglied im VSSP. Das ist der Bundesverband für Selbsthilfe bei sozialer Phobie. Hört sich jetzt sperrig und bürokratisch an, ist aber eine spannende Sache. Denn dem Verein gehts darum, Gruppenneugründungen zu unterstützen und Gruppen miteinander zu vernetzen. Ebenso gibts jede Menge Hilfestellung für die laufende Gruppenarbeit, z.B. die herausgebrachten Leitfäden, die sich jeder Online herunterladen kann.

Heute war Jutta vom VSSP bei uns im Sopha-Rat. Wir hatten gut 2 Stunden Zeit, uns miteinander auszutauschen. Es gibt da ein paar sehr interessante Dinge, die wir zusammen tun können. Vor allem gehts natürlich immer um Begegnungsmöglichkeiten, um sich auszutauschen, sich kennenzulernen und voneinander zu lernen.

Wir sind z.B. am Überlegen, ob wir die Paderborner Gruppe mal besuchen. Wenn man an einem Gruppentreffen teilnimmt, kann man erleben, wie andere Selbsthilfegruppen ihre Treffen organisieren und welche Atmosphäre sie pflegen. Das kann uns wieder inspirieren, um mal ein paar neue Dinge auszuprobieren. Und natürlich gehts hier auch wieder ums Kennenlernen.

Auch ein Treffen zahlreicher Sozialphobie-Selbsthilfegruppen in NRW könnte spannend sein. Dortmund und Umgebung könnte sich dafür anbieten, weil es relativ zentral in NRW liegt. Erfahrungen von solchen Treffen gibt es bereits durch den "Gipfel der Schüchternheit", den ein paar Gruppen im süddeutschen Raum schon einige Male organisiert haben. Da waren auch mehrfach einige von uns mit dabei. Natürlich muss man bei der Planung unsere Einschränkungen besonders berücksichtigen.

Wie auch immer, es fühlt sich derzeit recht spannend an, gemeinsam was zu unternehmen und Synergien zu finden.

-- Fred

27.05.2016 :: Kontaktstelle zieht um

Nach etwa 13 Jahren zieht die komplette Kontaktstelle mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband um. Der Umzug war schon seit Jahren geplant, musste aber verschoben werden, weil keine passenden Objekte gefunden wurden.

Nun wurde der Mietvertrag für ein neues Objekt unterschrieben. Es sieht danach aus, dass alles etwas besser wird. Wir bleiben weiterhin in der Innenstadt. Es geht noch etwas zentraler in die Moritzgasse, nähe Ostenhellweg. Vom Bahnhof ist das etwa gleichweit entfernt. Das Gebäude ist kernsaniert und recht modern.

Es wird wahrscheinlich einen Raum mehr geben. Auch wird es recht wahrscheinlich einen großen Besprechungsraum geben, wo etwa 60 Personen Platz haben sollen. Das bietet sich z.B. für so Veranstaltungen wie das Gesamttreffen an. Zum Gesamttreffen kommen Vertreter vieler Dortmunder Selbsthilfegruppen regelmäßig zusammen. Meist sind wir da so 40-60 Personen. Auch der Paritätische braucht einen großen Besprechungsraum, insofern bietet sich das an.

Der Mietvertrag beginnt erst am 1. Dezember. Der Umzug wird im Laufe des Dezember stattfinden.

-- Fred

28.04.2016 :: Lied der Woche

Silbermond - Leichtes Gepäck

Mainstream-Lieder, die noch dazu psychologischen Tiefgang haben, wunderbar...

21.04.2016 :: Aktiv werden

Der Frühling ist da. Das ist eine gute Zeit, um in irgendeiner Form aktiv zu werden.

Ich denke, wir haben alle zahlreiche Baustellen, die wir eigentlich mal beackern wollen. Sport treiben, einem neuen Hobby nachgehen, eine berufliche Veränderung oder die persönliche Auseinandersetzung, um über ein paar psychische Einschränkungen hinauszuwachsen.

Interessant ist die Frage: Wie wende ich mich neuen Dingen zu? Welche Gefühle stehen am Anfang? Wie verändern sich die Gefühle, wenn ich mit dem Neuen zu Gange bin? Entsteht Lust und natürliche Motivation?

Es ist nicht selten, dass am Anfang unangenehme Gefühle und Ängste stehen. Es ist nicht selten, dass man gerne verdrängt, was eigentlich dran wäre. Und es ist auch nicht selten, dass man scheitert und sich kein Interesse an der Veränderung entwickelt. Dann bemüht man sich kurzfristig und lässt es dann wieder sein.

Ich glaube daran, dass hier grundlegende Muster greifen, wie wir mit Herausforderungen umgehen. Hierzu ein Beispiel:

Thomas ist ein ehrgeiziger Mensch. Was er macht, will er hunderprozentig machen. Er hat einen hohen Anspruch an sich selbst. Er möchte wieder mit dem Joggen anfangen. Seine Ziele sind natürlich sehr hoch, er möchte in 6 Monaten einen Marathon laufen. Heute morgen will er anfangen. Er spürt schon einen Widerwillen, aber eine strenge innere Stimme drängt ihn, diszipliniert zu sein und loszulaufen. Wenn er unterwegs schwächelt, treibt diese Stimme ihn unbarmherzig an. Dieser innere Persönlichkeitsanteil ist der Auffassung, dass Thomas nichts in den Griff bekommen würde, wenn es sie nicht gebe. Er würde nichts schaffen, wenn er nicht mit aller Härte dazu gezwungen würde. Weil sich Thomas nun gleich am ersten Tag 30 Minuten vorgenommen hat, wird es sehr anstrengend. Je anstrengender es wird, um so mehr Widerwille entsteht...

Thomas hat also ein inneres Muster, wie er neue Herausforderungen angeht. Egal, was auch immer er anfängt, er macht es in der gleichen anstrengenden Art. Und weil Thomas natürlich schon vorausahnt, was jede neue Herausforderung bedeutet, entwickelt sich immer mehr Widerwille gegen jede Form von Veränderung. Das ist eigentlich sehr gesund, denn er hat ja Recht damit: Veränderungen sind für Thomas immer sehr anstrengend. Zu anstrengend und damit auch überfordernd.

Was Thomas lernen müsste, ist dieses ungünstige Verhaltensmuster zu verändern. Dazu muss ihm diese Eigenart natürlich erstmal auffallen. Selbst fällt einem sowas nämlich meist nicht so einfach auf, weil es die gewohnte Art ist, etwas zu tun. Man müsste auch eine Achtsamkeit für die größeren Zusammenhänge im eigenen Leben entwickeln. Das man eben nicht nur die konkrete Schwierigkeit beim Joggen erkennt, sondern das generelle Muster, was dahinter steckt. In der Regel werden solche Zusammehänge in einer guten Therapie herausgearbeitet. Aber auch ohne Therapie ist es möglich, solch einen Blick auf sich und sein Leben zu entwickeln.

Wenn Thomas es nun anders angehen könnte und in ganz kleinen Schritten sein Laufen beginnt, wird sich vermutlich eine Lust und positive innere Motivation entwickeln. Wenn er immer gut auf seine Grenzen aufpassen würde, wäre das Laufen fortwährend von Freude getragen. Das wäre dann ein positives Erlebnis. Es würde dann auch keine so große Rolle mehr spielen, wann und ob er einen Marathon läuft. Er würde es tun, wenn er eine positive innere Motivation dazu spüren würde.

Leider sind solche alten Muster unglaublich widerspenstig, man bekommt sie nur schwer los. Es ist in der Regel ein Prozess der Veränderung, wo auch erstmal viel Frust entstehen wird. Wer über viele Jahre sich durch überdurchschnittliche Leistung definiert hat, wird frustriert sein, wenn er aus dieser Sicht völlig unterdurchschnittliche Leistungen erbringt. Es braucht Zeit, bis die neue Orientierung greift, z.B. die Motivation, etwas zu tun, was einem körperlich wirklich gut tut. Wenn man z.B. spürt, dass der Körper vitaler und wacher wird. Oder wie Lebendigkeit und Lebenslust entsteht.

Der Weg ist aber zutiefst lohnend. Wer den Prozess der Veränderung oft genug als positiv erlebt, erhöht die Chance, sich immer wieder rechtzeitig genug im Leben zu verändern. Wer nach einem guten Leben sucht, muss sich den Veränderungen immer wieder anpassen. Muss sich also selbst verändern und darf nicht in Starrheit verharren. Die Freude an Veränderung hilft uns, diese Veränderung zu wagen.

Insofern brauchen wir gute Verhaltensmuster, wie wir in unsere Veränderungen hineingehen.

-- Fred

25.03.2016 :: Neues Buch zum Thema Selbstsicherheit

Ein neues Buch ist auf den Markt gekommen, was mit seinen Übungen direkt auf sozial ängstliche Menschen zugeschnitten ist.

Selbstsicherheit und soziale Kompetenz: Das Trainingsprogramm mit Basis- und Aufbauübungen

Es ist ein Praxisbuch, in dem zahlreiche Übungen aufgelistet sind, die man in der Gruppe oder auch alleine für sich machen kann. Es richtet sich sowohl an Therapeuten wie auch an Klienten mit Selbstwertproblemen. Damit ist es auch gut für die Gruppenarbeit in Selbsthilfegruppen geeignet.

Bei Amazon kann man ins Buch schauen und über das Inhaltsverzeichnis schonmal einen Eindruck bekommen:

http://www.amazon.de/dp/3608891749

-- Fred

03.02.2016 :: Angehörigengruppe Angst- und Panikpatienten

In Dortmund wird eine neue Gruppe gegründet für Angehörige von Menschen mit Angst und Panik. Wer Interesse hat, wende sich direkt an die Selbsthilfe-Kontaktstelle, Telefon 0231-529097.

02.02.2016 :: Kränkungen

Letzten Sonntag haben wir mal wieder einen Bildungsabend gemacht: Ein Vortrag von CD mit anschließender Diskussion. Das Thema diesmal war "Kränkungen".

Mir ist bewusst geworden, wie zentral das Thema Kränkungen doch ist, auch wenn wir in unserer Gesellschaft wenig darüber reden. Kleinigkeiten können dazu führen, dass Menschen tief gekränkt sind. Wie oft wird das gute Miteinander durch Kränkungen bedroht. Das mussten wir auch in den Sopha-Gruppen erfahren.

Oft sind es alte Wunden, wodurch Menschen empfindlich auf bestimmte Dinge reagieren. Die neue Situation ist dann ein Auslöser, der Schmerz hingegen basiert auf der alten unverarbeiteten Situation. Diese wird wieder völlig präsent, mit all ihrer Tragik.

Eine große Gefahr für Kränkungen ist auch eine selbstunsichere Persönlichkeit. Kann uns irgendwas kränken, wenn wir ein stabiles Selbst haben? Ein wenig vielleicht, aber es geht nicht so tief. Ganz tief geht es, wenn unser instabiles Selbst massiv bedroht wird. Wenn wir tief an uns zweifeln, wenn wir glauben, der andere hätte mit seiner schlechten Meinung über uns recht.

Eine Kränkung ist nicht nur ein Gefühl, was schnell wieder vergeht. Es hält länger an, manchmal sogar über Jahre oder Jahrzehnte. Es dringt immer wieder in unser Bewusstsein und belastet uns. Der alte Schmerz taucht immer wieder auf. Ebenso die Enttäuschung oder die Wut. Meist sind es Ungerechtigkeiten oder unfaire Verhaltensweisen, die uns belasten. Und wir finden keinen Frieden damit. Es bleibt eine offene, nicht abgeschlossene Sache. Auch Rachegefühle werden durch Kränkungen oft ausgelöst. Insofern können uns Kränkungen innerlich vergiften. Im schlimmsten Fall führt es zu einer chronischen Verbitterung.

Es scheint mir eine sehr wichtige Aufgabe, an seinen Kränkungen zu arbeiten. Kränkungen haben einfach so veheerende Auswirkungen, dass es sehr sinnvoll ist, einen besseren Umgang damit zu finden.

Alte Kränkungen müssen aufgearbeitet werden, so dass man sie abschließen und ihnen den richtigen Platz geben kann. Was wirklich erledigt ist, belastet nicht mehr.

Gleichzeitig kann man viel dafür tun, nicht erneut gekränkt zu werden. Empathie ist hier eine große Hilfe. Wenn wir verstehen, warum Menschen etwas tun oder lassen, brauchen wir uns selber nicht mehr angegriffen oder gekränkt zu fühlen. Es gibt sehr viele Situationen, da hat niemand eine Absicht, uns zu kränken. Aber unsere Kränkungsmuster triggert auf alles, was sich so ähnlich anfühlt. Und so verwechseln wir ganz oft die reale Situation mit dem, was mal gekränkt hat.

Und selbst wenn uns jemand mal ganz bewusst kränken möchte: Wir haben im Grunde die Wahl, uns kränken zu lassen. Oder anders herum: Damit eine verbale Äußerung uns kränken kann, muss etwas in uns bereit dafür sein. Wir können eine blöde Bemerkung an uns vorbeifliegen lassen. Wir können Abstand dazu entwickeln. Wir können die Bösartigkeit beim andern lassen, brauchen uns den Schuh nicht anziehen.

Das alles ist leichter gesagt, als getan. Wenn es passiert, stecken wir oft ganz tief drin und sind verletzt. Und doch ist meine Erfahrung, man kann hier mit der Zeit viel lernen. Vor allem dann, wenn man sich seiner Verletztheit bewusst wird und den anderen nur als einen Auslöser betrachtet. Der andere hat etwas in mir ausgelöst, aber der Grund, warum mich etwas so verletzt, ist in mir zu finden. Und dieses Etwas braucht freundliche Zuwendung, damit es heilen kann.

-- Fred

09.01.2016 :: Warum ich am liebsten mit mir alleine bin

Die Gesellschaft gaukelt uns oft vor, man müsse ständig etwas unternehmen, um sich als glücklicher Mensch zu fühlen und gut interiert zu sein. Das scheint aber äußerst zweifelhaft, weil das Glück für eher introvertierte Menschen vielleicht ganz woanders zu finden ist. Hier mal ein interessanter Artikel dazu:

https://editionf.com/Und-warum-gehst-du-heute-nicht-feiern

Auch dies zeigt mal wieder: Folge nicht irgendwelchen gesellschaftlichen Idealen, sondern frage dich selbst, was gut für dich ist. Nimm wahr, was du brauchst, damit du dich glücklich oder zufrieden fühlst. Und das kann in jedem Moment etwas anderes sein.

09.01.2016 :: Text der Woche

Des einen Einsamkeit ist die Flucht des Kranken,
des anderen Einsamkeit ist die Flucht vor Kranken.

(Friedrich Nietzsche)

Bewusste Abschottung vor den Verrücktheiten dieser Welt, kann manchmal heilsam sein...

Fördert auch die Selbstwahrnehmung...

04.01.2016 :: Lied der Woche

Stoppok: Wie schnell ist nix passiert

04.01.2016 :: Erfolgreiches neues Jahr

Was heißt eigentlich Erfolg? Ist jemand, der ein Stück seiner Ängste überwunden hat und sich freier fühlt, erfolgreich? Na klar!

Der innere Erfolg ist oft viel mehr wert, als der von außen messbare Erfolg. Wir wünschen euch in diesem Sinne ein erfolgreiches Jahr 2016 mit viel Mut und Wandel.

Mögen alle Wesen glücklich sein!

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