Sopha Selbsthilfe

Aktuell (Archiv 2008-Q3)

17.09.2008 :: Wenn Kommunikation nicht gelingt

Wenn Kommunikation nicht gelingt, wer ist dann schuld? Natürlich ich mit meiner Sozialphobie!

So in etwa denken oder empfinden viele. Dabei ist mir aufgefallen, dass diese Vorstellung oft übertrieben ist. Denn immer, wenn in Kommunikation was schief läuft, zieht man sich den Schuh selber an. Die Idee, dass auch der andere seinen Anteil dran hat - darauf kommt man nicht. Und manchmal liegt es auch einfach an der Situation, die von sich aus nicht dazu geeignet war, dass sich ein gutes Gespräch entwickelte.

Hinzu kommt noch eine übertriebene Vorstellung, jede Kommunikation mit anderen Menschen müsse gelingen. Vielleicht ist es aber eher so, dass es völlig in Ordnung und normal ist, wenn Gespräche und Kontaktaufnahmen mal nicht gelingen. Genauso, wie nicht jeden Tag schönes Wetter ist.

Klassisches Beispiel ist die Situation, dass man mit einem fremden Menschen zusammentrifft, wo eine gewisse Offenheit da ist, ob sich Kommunikation ereignet: Man sitzt in der Bahn jemanden gegenüber. Oder man sitzt im Wartezimmer beim Arzt. Oder im Cafe an einem Tisch, wo jemand anderes sitzt. Das sind alles Situationen, wo sich Gespräch ereignen kann, aber nicht muss. Manche berichten dann davon, dass sie sich schuldig fühlen, dass kein Gespräch zustande kam. Dabei hat doch aber der andere auch nicht damit angefangen. Dieser Gedanke - das der andere die Situation genauso mitgestaltet hat - kommt vielmals nicht. Vielmehr fühlt man sich alleine dafür verantwortlich, dass Kommunikation sich nicht ereignete, weil man selber so Schwierigkeiten damit hat.

Ich glaube, es ist grundsätzlich gut, hier lockerer zu werden:

  • Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Gespräche nicht zustande kommen
  • Es ist OK, wenn Gespräche ins Stocken geraten und Pausen entstehen. Sei dankbar, dass du auch diese Erfahrung machen kannst. Wenn nichts an Redeimpuls da ist, ist halt keiner da. Und wenn wieder was kommt, kommt was.
  • Es ist in Ordnung, wenn Gespräche mal etwas holprig sind, wenn nicht alles optimal läuft. Gut so, das gehört zum Leben.
  • Spannungen zwischen Menschen dürfen sein. Versuche nicht, mit jeder Kommunikation absolute Harmonie und Angenommensein hinzubekommen. Spannungsfelder gehören dazu und es ist gut, sie aushalten zu können.

Wenn man nur die absolut besten Gespräche annehmen kann und alles andere sich nach "Versagen" anfühlt, ist das Leben sehr anstrengend. Wenn man dagegen die Vielartigkeit von Leben generell wertschätzt, erreicht man Freiheit. Und selten sind die Anforderungen an Kommunikation so hoch, wie z.B. im Fernsehen, wo immer alles perfekt laufen muss. Und selbst da passieren jede Menge Pannen und peinliche Situationen, die dann aber fein säuberlich rausgeschnitten werden. Insofern trügt das Bild.

Letztens hat eine Frau in einer Gruppensitzung gesagt, dass sie es sich jetzt nicht mehr so zu Herzen nimmt, wenn etwas im Kontakt mit anderen Menschen schief läuft. Und das es ihr damit wesentlich besser geht. Ich find, das ist ein guter Weg.

-- Fred

12.09.2008 :: Sopha Bildungsabende

Alle 2-3 Monate wollen wir die Offene Gruppe mit einem neuen Angebot bereichern: Die Sopha Bildungsabende. Hier nähern wir uns psychologischen Themen anhand von mitgeschnittenen Vorträgen, Radiosendungen und Podcasts. Auch eigene Vorträge wird es geben. Und externe Referenten wollen wir einladen.

Mehr dazu findet ihr hier: SophaBildungsabende

Konkrete Termine findet ihr unter Termine: Termine

-- Fred

05.09.2008 :: Übung: Menschen anschauen

Es ist nicht selten bei Sozialphobie, dass man Menschen vom Blick her ausweicht. Wenn man durch eine Fußgängerpassage geht, schaut man zu Boden oder starr geradeaus an den Menschen vorbei.

Bei der Übung geht es darum, so eine Gewohnheit mal zu durchbrechen. Sich mal umzuschauen, wer da alles so auf der Fußgängerpassage langläuft. Mal in die Gesichter zu schauen. Neugierig sein. Ein ganz kurzer Blickkontakt reicht. Und immer auch wieder die Aufmerksamkeit nach innen richten: Wie fühlt sich das an, Menschen anzuschauen?

Es geht hierbei eher um die ganz leichte Konfrontation, also keine Durchhalteübung daraus machen. Nur ein ganz klein wenig aus dem Gewohnten herauszukommen und dann spüren, wie es sich anfühlt.

Wem eine Fußgängerpassage schon grundsätzlich zu viel ist, kann eine andere Situation wählen, bei der man auch Menschen begegnet.

-- Fred

03.09.2008 :: Selbstsicherheits- und Kompetenztraining

Wir haben vor, dieses Jahr noch einen professionell geleiteten Workshop zum Thema Selbstsicherheit und soziale Kompetenz zu machen. Näheres ist noch nicht festgelegt, wir planen da im Moment noch. Es wird vermutlich eine Förderung durch die Krankenkassen geben, so dass der finanzielle Eigenanteil relativ niedrig sein wird.

Wer Interesse daran hat, sollte sich möglichst kurzfristig bei uns melden. Wir können dann besser planen. Es könnte auch sein, dass bei zu vielen Interessenten nicht alle daran teilnehmen können. Dann wählen wir nach Reihenfolge der Rückmeldungen.

-- Fred

03.09.2008 :: Fähigkeiten bezeugen

Wir brauchen Menschen, die das Gute in uns bezeugen. In dem sie uns sagen, was sie Wertvolles an uns wahrnehmen. Wir werden uns nur schwer selber darüber bewusst, andere können es viel besser sehen und erkennen. So wird das Gute genährt und wir entwickeln unsere Stärken.

Viele stecken voller Selbstzweifel, weil zu wenig Menschen da waren, die diesen Dienst erwiesen haben. Sie wissen nicht über all ihr Potenzial. Oder sie zweifeln zu stark daran. Wir brauchen das Gegenüber, was uns hilft, das Gute in uns zu finden und zu stärken.

Selbsthilfe kann hier viel bewirken. Wenn wir anfangen, uns gegenseitig mitzuteilen, was wir an dem anderen schätzen. Für viele ist das ungewohnt und deshalb braucht es Mut. Doch es ist nährend und schön.

-- Fred

31.08.2008 :: Richtiges Lob heilt

Ein wichtiger Faktor für Heilung in der Verhaltenstherapie ist das Lob. Hier kann man schön sehen, wie Lob wirkt und hilft. Aber was ist richtig verstandenes Lob und wie wirkt es?

Ich erinnere mich an Lob, was ich einfach nur als plump und lächerlich empfand. Es berührte mich nicht. Das war Lob, wo alles mögliche schöngeredet wurde. Mitunter fühlte ich mich dabei auch wie ein kleines Kind, dem man sagt: "Hast du schön gemacht!". Immer haarscharf am Gefühl, da will mich jemand verarschen oder sich über mich lustig machen. Ich empfand es auch als mechanisch abgespult als eine Technik, mir zu schmeicheln. Ohne Tiefe und Echtheit.

Daneben habe ich echtes Lob kennengelernt. Lob, was mich tief berührte, weil irgendwie etwas tief-ehrliches darin steckte. Das war keine tote Technik mehr, sondern da kam etwas vom Herzen des anderen zu mir.

Das hat mich Jahre weiter beschäftigt. Was ist die Essenz dieses echten Lobes, in dem ich große Heilkraft erkenne?

Gutes Lob entspringt für mich einer grundsätzlichen inneren Haltung: Das Leben zu lieben und Menschen bei der Entwicklung des eigenen Lebens beiseite zu stehen. Menschen, die in so einer Haltung verankert sind, werden von tiefer Freude erfasst, wenn Menschen einen Schritt hin zu einem besseren Leben machen. Und sei dieser Schritt auch noch so klein.

Und das ist der zentrale Punkt: Sie sind wach und offen für die kleinsten Schritte, wo der Mensch mehr Mensch wird. Sie nehmen die kleinsten Impulse für Wachstum und Heilung wahr. Und das Lob ist der Ausdruck dafür. Das Lob bezeugt diesen Schritt. Der helfende Mensch nimmt wahr, wo der richtige Weg für die Entwicklung des Gegenüber liegt und ermutigt im rechten Moment: "Das ist gut, das wird dich voran bringen."

Wenn Menschen wirklich tief spüren können, was ein guter Schritt zu einem gesünderen Leben ist, dann kann es dem anderen helfen, sich zu entwickeln. Dann wird das Gute genährt. Dem Guten wird Kraft gegeben, sich weiter zu entwickeln. Der helfende Mensch wirkt als Katalysator und gibt Orientierung.

Die Schattenseite des Lobes ist, das Lob auch wirksam in die Irre leiten kann. Damit kann man Menschen manipulieren und falsche Vorstellungen vom Leben prägen. Nicht wenige sind ja gerade deshalb in Therapie, weil sie durch Lob zu falschen Idealen gedrängt wurden, die einem heute das Leben schwer machen. Beispiele wären die Arbeitssucht oder der Perfektionismus, wo Menschen glauben, dass der Sinn des Lebens darin besteht, möglichst viel zu tun und möglichst perfekt zu sein. Und vielleicht haben die Eltern damals genau diese problematischen Werte mit viel Lob gefördert.

Wie lässt sich Lob in der Selbsthilfe nutzen? Ich glaube, es ist sinnvoll, wenn man die guten Gefühle ausdrückt. Wenn z.B. spontane Freude darüber aufkommt, dass jemand etwas bestimmtes geschafft hat, dann kann man das mitteilen. Meine Erfahrung ist, dass oft zu wenig Positives mitgeteilt wird, dass behält man gerne für sich.

Auch bei Lob sollte man beim Grundsatz bleiben, von sich zu sprechen und seine Gefühle und Gedanken auszudrücken. Also z.B. zu sagen: "Ich freue mich darüber, das du dich das getraut hast." anstatt "Das ist gut, dass du das gemacht hast." So lässt man dem anderen die Freiheit, selber eine Bewertung für das zu finden, was man erlebt hat.

Auch sollte Lob ehrlich bleiben. Es geht nicht darum, eine Technik daraus zu machen und alles positiv zu kommentieren. Es geht vielmehr darum, offen für die positiven Aspekte jeder Erfahrung zu sein und dies auch mitzuteilen.

Mir fällt dabei auf, dass mir positive Aspekte oft nicht automatisch auffallen. Diese Blickrichtung ist mir noch nicht so zur Gewohnheit geworden. Wenn ich daran denke, stelle ich mir deshalb immer mal wieder die Frage: "Was ist eigentlich positiv an dem, was ich gerade höre oder erlebe?"

-- Fred

22.08.2008 :: Besinnliches

Es ist ein Jammer,
dass die Dummen so selbstsicher
und die Klugen so voller Zweifel sind.
(Bertrand Russel)

04.08.2008 :: Verhaltenstherapie

Im Moment zieht gerade ein verhaltenstherapeutischer Wind durch die Gruppen. Viele raffen sich auf und wollen schwierige Situationen üben. Auch machen einige eine Verhaltenstherapie und bekommen Übungen als "Hausaufgaben" mit, die sie dann im Laufe der Woche praktisch ausprobieren. Das kann z.B. der Besuch eines Cafes sein, oder das man mal Passanten auf der Straße anspricht und nach der Uhrzeit oder dem Weg fragt.

Es wurde von einigen positiven Erfahrungen berichtet - das Üben hilft, um die Ängste vor Situationen zu verlieren. Mitunter reicht es, wenn man sich selber einfach überwindet und es tut. Oft braucht es jedoch auch therapeutische Unterstützung. Meist nicht direkt bei den Übungen, sondern zur Vor- und Nachbearbeitung. Hierzu ein Beispiel:

A hat Angst, alleine in ein Cafe zu gehen, weil er sich irgendwie minderwertig fühlt. Alle stehen im Leben, haben Freunde und sind anerkannt, nur er hat es irgendwie nicht gepackt und ist ein Außenseiter. Nun nimmt er sich vor, die Sache mit dem Cafe mal zu üben. An einem Samstagnachmittag fährt er in die Stadt und geht zu einem zuvor ausgesuchten Cafe. In sicherer Entfernung bleibt er erstmal eine ganze Zeit stehen, um die Situation abzuchecken und in sich Mut zu finden. Dabei gehen dann schon Gedanken durch den Kopf: "Jetzt falle ich hier rumstehend mal wieder auf, was müssen die alle hier von mir denken. Und wenn ich da jetzt alleine reingehe, gucken mich auch alle an und denken, was für ein armer Kerl. Außerdem werden die mich alle abfällig mustern." Egal, denkt er sich, jetzt mach ich es einfach. Geht entschlossen zum Cafe, in diesem Moment ist er schon ziemlich voller Angst, nicht mehr locker. Seine Wahrnehmung und sein Blickfeld hat sich schon eingeengt. Trotzdem schafft er es ins Cafe, sieht auch einen freien Tisch, will dorthin und bleibt an einem Stuhl hängen, den er irgendwie nicht gesehen hat. Er schrappt laut über den Boden. Ein paar Leute drehen sich um, einer schüttelt den Kopf. Ihm schießt eine Angstwelle durch den Körper. "So eine Scheiße, hab ich es doch gewusst, dass das alles schief geht. Ich bin schon zu blöd, durch ein Cafe zu gehen, ohne die Stühle umzurennen. Und jetzt gucken die alle auf mich." Er wird rot, geht etwas starr in seinen Bewegungen zum freien Tisch und setzt sich. Immer noch spürt er deutlich die ganzen Blicke, die wohl auf ihn gerichtet sind. Der Ober kommt nicht gleich und es geht ihm durch den Kopf: "Naja, so einen Blödmann bedient man eben auch nicht. Vermutlich wollen die mich hier gar nicht haben. Der wird mich jetzt bestimmt völlig ignorieren."

Das Trauerspiel könnte sich so nun fortsetzen und die Erfahrung wäre mal wieder eine Bestätigung dafür, dass A es nicht kann und genau die schlechten Erfahrungen macht, die er befürchtet. Die Situation erscheint ausweglos.

Hier kann dann ein Therapeut sehr hilfreich sein, mit dem man die Situation bespricht. Der könnte einem klar machen, dass es vollkommen normal und in Ordnung ist, wenn man mit Angst im Körper nicht so flexibel und gut in der Wahrnehmung ist, wie jemand, der gerade ganz entspannt ist. Man könnte sich gemeinsam anschauen, was denn real passiert ist und was die Gedanken waren. Dann fällt vielleicht auf, dass gar nicht so viele übertrieben auf mich geschaut haben, wie das meine Vorstellung war. Ich kann dann erkennen, dass ganz viel nur in meinen Gedanken und Vorstellungen abläuft, dass die Welt real aber anders aussieht. So werde ich mehr und mehr erkennen, dass meine Gedanken durch meine Befürchtungen gespeist werden, die Realität zumeist aber anders ist. Mit einem Therapeuten kann ich die guten Seiten dieser Erfahrung herausarbeiten und Impulse finden, was ich in der nächsten Übung anders mache oder worauf ich mal achte.

Das, was wir erleben, ist nicht das, was ist. Vieles wird verzerrt wahrgenommen. Oder wir bewerten Wahrgenommenes auf falsche Art und Weise. Gleichzeitig konzentriert sich unsere Wahrnehmung auf unsere Befürchtungen, aber nicht auf die positiven und konstruktiven Dinge, die auch da sind. Meist sind wir so in unseren gewohnten Wahrnehmungs- und Denkmustern gefangen, dass wir das nicht selber erkennen. Es braucht einen Therapeuten, mit dem man daran arbeiten kann.

Wieviel kann Selbsthilfe da bewirken? In der Selbsthilfe treffen sich Menschen, die vielmals schon Erfahrungen mit solchen Veränderungen gemacht haben. Oft auch mit therapeutischer Hilfe. Sie kennen so manche Denkfalle und können den richtigen Impuls geben, etwas anders zu sehen. So kann man sich konkret bei Übungen unterstützen oder im Gruppengespräch gemeinsam darüber reden. Es kann aber auch passieren, dass man sich in seinen ungünstigen Denk- und Verhaltensstrukturen eher unterstützt und so im Schwierigen hängen bleibt.

Selbsthilfe ist da wenig vorhersehbar: Manchmal finden sich zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Menschen, die sich gegenseitig sehr viel geben können.

Ich finde es deshalb gut, eine Antenne dafür zu haben, was gerade für eine Energie in der Gruppe schwingt, an die sich andere dranheften können. Und im Moment geht es viel um Veränderung durch Übungen und Verhaltenstraining.

-- Fred

07.07.2008 :: Asperger-Syndrom

Ups, wir haben noch gar nichts über das Asperger-Syndrom auf unserer Homepage geschrieben. Das will ich jetzt mal nachholen. Asperger hat nämlich viele Überschneidungen mit dem Thema Sozialphobie.

Asperger wird auch als eine milde Form von Autismus beschrieben. Konkret bedeutet dies, das man große Schwierigkeiten hat, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen. Man kann emotional nicht miteinander schwingen, fühlt sich nicht auf einer Wellenlänge, hat keinen emotionalen Kontakt. Augenkontakt fällt oftmals schwer oder ist unmöglich. Für soziale Interaktionen, die normal durch Mimik und Gestik gestaltet werden, hat man kein Gefühl. Damit ist es schwer, passend sozial zu interagieren und andere zu verstehen. Auch fehlt ein Lustgewinn oder eine spontane Freude daran, mit anderen Menschen Interessen zu teilen, gemeinsam etwas zu unternehmen oder sich auszutauschen. Tiefe emotionale Bindungen und Freundschaften fehlen.

Menschen mit Asperger haben auch oft das Gefühl, irgendwie anders als alle anderen zu sein.

Was ist der Unterschied zwischen Sozialphobie, sozialen Ängsten und Asperger? Eine klare Abgrenzung fällt immer schwer, zumal sich bei jedem Menschen verschiedenste Dinge überlagern. Es gibt aber z.B. viele Menschen, die aufgrund von Ängsten soziale Kontakte scheuen. Wenn aber die Angst verschwunden ist, z.B. wenn man Menschen besser kennen lernt, dann kann man sich auch emotional öffnen, erfreut sich aneinander und im Kontakt miteinander. Die Fähigkeit, emotional miteinander zu schwingen, Interesse füreinander zu entwickeln, in einen wohligen Austausch zu treten, ist also grundsätzlich vorhanden. Und wenn man entspannt ist, versteht man auch soziale Interaktionen, Mimik und Gestik. Bei Asperger hingegen mangelt es auch in entspannten Momenten an diesen Fähigkeiten.

Man muss hier aber auch wiederum sehen: Wer aufgrund von Ängsten kaum sozialen Kontakt hat, verlernt auch viel oder fühlt sich sozial unbeholfen. Die sozialen Fähigkeiten können sich hier aber recht schnell wieder entwickeln, wenn man mehr soziale Kontakte pflegt.

Lasst euch bloß nicht zu sehr von Diagnosen irritieren, sie sind lediglich ein ganz grober Hinweis, in welche Richtung man schauen kann, um die richtige Hilfe zu bekommen. Jeder Mensch ist einzigartig und passt bei psychischen Themen nicht in ein Diagnose-Raster.

Wer mehr über Asperger erfahren möchte, kann sich auf folgenden Internetseiten informieren:

-- Fred

07.07.2008 :: Aktiv werden und sich unterstützen

Nur reden bringt nichts!

Diesen Satz hört man immer wieder mal in Selbsthilfegruppen. Und in der Tat löst man gerade bei Sozialphobie seine Probleme nicht ausschließlich durch reden.

Ich glaube, ein richtiger Mix ist gut: Etwas muss verstanden werden. Gedankliche Auseinandersetzung schafft Klarheit, motiviert und lenkt die Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen. Das ist sozusagen die theoretische Auseinandersetzung.

Und dann braucht es den praktischen Teil: Ausprobieren, Erfahrungen sammeln, experimentieren, Mut beweisen, schwierige Situationen leibhaftig erleben und meistern.

Wir hatten letztens in der Gruppe darüber gesprochen und es fiel auf, dass wir uns in der praktischen Auseinandersetzung besser unterstützen könnten.

Man könnte z.B. Übungs-Patenschaften aufbauen: In kleinen Gruppen von 2-4 Betroffenen übt man bestimmte Dinge gemeinsam. Oder man übt alleine und tauscht sich später mit seinen Paten darüber aus. Ein Pate kann auch gerne mal etwas Druck machen oder fordern, damit man seine Ziele nicht aus den Augen verliert. Denn unangenehmes eignet sich wunderbar, um es zu verdrängen oder rauszuschieben. Wenn man mit seinem Lernpaten klare Termine vereinbart, klappt es vielleicht besser.

Und auch in der Selbsthilfegruppe kann man anderen davon berichten, was man praktiziert hat und mit welchen Erfahrungen. Am Schluß einer Gruppe kann man mitteilen, was man im Laufe der Woche üben will.

Es gibt noch viele weitere Ideen, ich denke, es ist gut, wenn wir an diesem Thema dran bleiben.

-- Fred

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