Sopha Selbsthilfe

Aktuell (Archiv 2008-Q2)

30.06.2008 :: Fußball vorbei

Die letzten Wochen war der Friedensplatz fest in den Händen der Fußball-Fans. Weil die KISS direkt am Friedensplatz liegt, war Gruppe machen zu dieser Zeit nicht möglich. Außerdem wollten viele ja lieber die Spiele mitverfolgen.

Jetzt geht aber alles wieder seinen geregelten Gang. Kommenden Sonntag, den 6.Juli, ist wieder Offene Gruppe.

24.06.2008 :: Mal wieder Narzissmus

Das Thema hatten wir in den letzten Wochen schon einige male. Hier noch ein Beitrag vom Januar 2008 auf Delta. Gibt es als MP3-Mitschnitt oder als Video.

Weblinks:

24.06.2008 :: Wochentipp: Etwas lassen

Viele kennen es: Man tut etwas aus Gewohnheit oder es ist schon eine gewisse Süchtelei. Es kann gut sein, hier mal Veränderung reinzubringen. Und dann genau hinzuschauen, was passiert. Wie fühlt es sich an? Was mache ich mit dem Freiraum? Wozu dient eigentlich diese Angewohnheit?

Die Klinik Grönenbach setzt auch auf diese Idee, hier verpflichtet man sich, auf alles zu verzichten, was ablenkt: Fernsehen, essen, Süßigkeiten, Zigaretten, Alkohol, lesen, Internet. Auch mit Arbeit kann man sich übrigens gut ablenken.

Wenn man sich begegnen will, muss man erstmal zur Ruhe kommen.

Wie wärs also, mal in den nächsten Tagen etwas wegzulassen, was einen nicht wirklich befriedigt? Um dann zu spüren, was man wirklich braucht. Und wenn Schmerz und Frust aufkommt, auch dies mal genauer wahrzunehmen, um Antworten zu bekommen, worum es eigentlich geht...

-- Fred

21.06.2008 :: Gefühlsausdruck

Seine Fähigkeiten zu erweitern, Gefühle auszudrücken, kann sehr sinnvoll sein. Gerade für Menschen, die emotional eher nüchtern wirken oder die sich stark zurückhalten. Mal von ganzem Herzen in ein Gefühl hineinzugehen und es auszudrücken, darum soll es hier gehen.

Es kann sehr hilfreich sein, hierfür sich Anregungen am besten von Videoaufzeichnungen zu holen. Im Fernsehen finden sich jede Menge Gelegenheit, Szenen mitzuschneiden, die sehr gefühlsbetont sind. Und diese könnte man dann nachspielen oder als Impuls für eigene Ideen nehmen.

Einige Beispiele für Gefühle oder Situationen:

  • starke Begeisterung
  • Wut und Ärger
  • Trauer, Traurigkeit
  • Freude
  • Aufgedrehtheit
  • Verliebtheit
  • charismatische Ansprache, um zu überzeugen

Es geht hierbei auch darum, bewusst mal in die Übertreibung zu gehen. Über diese Arbeit bekommt man auch besser einen Zugang zu seinen Gefühlen.

16.06.2008 :: Die menschliche Begegnung

In einer der letzten Gruppen wurde von der Erkenntnis berichtet, dass es sehr berührend sein kann, wenn man Menschen wirklich begegnet. Wenn man nicht nur durchs Leben hastet um irgendwelche Dinge zu erledigen, sondern sich Zeit für die Begegnungen mit den Menschen nimmt.

Ängste vor Begegnungen verhindern dies gerade. Das Hoffnungsvolle ist jedoch, dass hinter den Ängsten eine faszinierende Welt liegt, die man entdecken kann. Es kommen immer wieder Aussagen von Menschen, die auf dem Weg sind, das manchmal die Ängste nicht da waren und das sie dann eine unglaubliche Fülle in der Beziehung mit anderen Menschen erlebt haben.

Ich finde dies wichtig. Es geht nicht nur um die Überwindung von Ängsten. Es geht darum, das Wunderbare in der Begegnung erleben zu können. In Momenten, wo Angst nicht mehr sein muss.

Im praktischen Alltag heißt das, nicht immer nur danach zu schauen, wie man seine Angst los wird, sondern neugierig darauf zu sein, was für ein Mensch mir gegenüber tritt. Die Begegnung erleben und etwas neues darin entdecken. Sich zu öffnen für die Begegnung. In dem Maße, wie es möglich erscheint.

Kurze Zeit später fand ich in einem Buch ein schönes Zitat von Wilhelm von Humboldt:

Es sind vor allem die Begegnungen mit den Menschen, die dem Leben einen Sinn geben.

und auch dies:

Materialismus ist,
wenn man Dinge liebt
und Menschen benutzt
anstatt Menschen zu lieben
und Dinge zu benutzen.

(Quelle unbekannt)

-- Fred

13.06.2008 :: Taketina

Vor ein paar Jahren habe ich in einer Klinik Taketina kennengelernt und es hat mich im Herzen berührt.

Taketina wird in einer Gruppe praktiziert. Die Gruppe steht im Kreis und in der Mitte sind zwei Taketina-Therapeutinnen. Eine begleitet mit einer Trommel, die andere mit einer Berimbau (brasilianisches Saiteninstrument).

Es geht um Rhythmus und darum, diesen leibhaftig zu erleben. Es geht ganz einfach los, in dem die Beine sich im Rhythmus mitbewegen. Es sind einfache Abfolgen, die man spielend lernt. Den Kopf braucht es dazu nicht, im Gegenteil, am besten lässt man sich ganz auf den Körper ein und lernt so von ganz alleine. Das ist gerade eine große Chance für Kopfmenschen, die zuerst alles durchdenken müssen.

Später kommen die Hände durch rhythmisches Klatschen hinzu und dann auch noch die Stimme. Es ist ein unglaublich tolles Gemeinschaftsgefühl, mit den anderen mehr und mehr in den Rhythmus einzutauchen, mit dem Rhythmus und dem Geschehen zu verschmelzen.

Für Sozialphobiker ist das gut geeignet - man steht nicht im Mittelpunkt sondern ist Teil einer Gruppe. Und man kann ein Gefühl von guter Gemeinschaft erleben. Man wird getragen vom Rhythmus und ist Teil des Ganzen. Nähe und Verbundenheit entsteht. Vielleicht in einer Intensität, wie man sie schon lange nicht mehr erlebt hat. Wenn man sich sonst schwer tut, ein gutes Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln, klappt es hier vielleicht ganz mühelos. Taketina fördert auch das Selbstvertrauen und weckt Kräfte, sich selbst zu entfalten.

Im Ruhrgebiet gibt es immer wieder Angebote von Bärbel Bucke. Sie ist Senior Teacher und bietet z.B. im Januar 2009 im KOBI in Dortmund einen Workshop an. Wer informiert sein will, kann sich per Mail auch Infos zuschicken lassen. Kontaktinfos findet man unter http://www.taketina.net (Pädagogen > Senior Teachers).

Weblinks:

10.06.2008 :: Katharsis

Katharsis bedeutet in der Psychotherapie das Ausleben meist heftiger Emotionen. Ein bekanntes Beispiel ist das Schlagen auf einen Sandsack. Oder man schlägt mit einem Teppichklopfer auf Kissen. Dabei darf geschrien werden, man kann alles rauslassen, was da ist.

Es geht aber nicht nur um das Ausleben von Aggression, auch Schmerz, Trauer und Freude kann man Raum geben, damit sich dieses Gefühl ganz entfaltet.

In vielen real durchgeführten Therapien findet man keine kathartischen Elemente. Das ist schade, weil gerade bei Sozialphobie Katharsis einiges bewirken kann.

Menschen, die gefühlsgehemmt sind, unterdrücken viele innere Impulse. Nicht selten bestehen massive Ängste vor der eigenen Aggression. Diese wird deshalb stark kontrolliert und unterdrückt. Wenn man hier einen geschützten und getragenen Rahmen hat, in dem man solche Impulse mal ausleben kann, bekommt man wieder einen Gefühlskontakt dazu. Und dieser Gefühlskontakt kann ganz viel verändern. Denn meist haben wir Angst vor dem Unbekannten, was wir nicht einschätzen können. Wenn aber die eigene Aggression erlebt wird, dann erfährt man hautnah, was es damit auf sich hat. Dann erlebt man vielleicht heftige Gefühlsausbrüche, aber man kann gleichzeitig auch lernen, damit umzugehen.

Im Alltag bedeutet dies, dass man Wut und Ärger früher wahrnimmt und adäquate Formen findet, diese auszudrücken. Man braucht nicht mehr beim ersten Anzeichen von Aggression - meist unbewusst - stark zu kontrollieren und innere Anspannung erzeugen. Man kann sich dieser Gefühl ein Stück weit hingeben, weil die Angst davor geschrumpft ist. Man kennt jetzt sein ganzes Aggressionsspektrum und kann sich in diesem kontrolliert bewegen. Das ist ein Unterschied dazu, jeden kleinsten Impuls von Aggression gleich panisch wegmachen zu müssen.

Ganz ähnlich verhält es sich mit vielen anderen Gefühlen, die wir bewusst oder unbewusst wegdrücken. Meist erleben wir dieses Wegdrücken durch innere Anspannung oder der Angst, gleich die Kontrolle zu verlieren verbunden mit Panik oder Fluchtimpulsen. Oder etwas schwächer ausgeprägt fühlt man sich unwohl mit dem, was man gerade erlebt und möchte dem entkommen.

Es gibt viele Gefühle, von denen sich Menschen abgeschnitten fühlen. Fühlt man sich wirklich abgeschnitten? Dazu bedarf es ja der Erinnerung, wie es sich anfühlt, mit seinen Gefühlen verbunden zu sein. Aber diese Erinnerung ist oft auch verblasst, man kennt dies gar nicht mehr. Aber irgendwie fühlt sich das Leben so an, als würde was fehlen. Es fehlt was an innerem Reichtum, an Lebensfreude und Lebenskraft.

Verliebtheit ist etwas, was den Zugang zu den Gefühlen wieder ein Stück weit aufschließt. Vielleicht ist Verliebtheit deshalb oft mit dem Bedürfnis vermischt, wieder richtig erleben und fühlen zu können. Die ganze Bandbreite von Gefühlen erleben zu dürfen.

Ich glaube, dass kathartische Therapien einem viel dabei helfen können, wieder mit seinen Gefühlen in Kontakt zu kommen. In einer Klinik konnte ich einige davon kennenlernen:

  • Holotropes Atmen - Typischerweise liegt man auf einer Matte. Eine Person begleitet einen. Meist wird in Gruppen gearbeitet. Eine Sitzung dauert typisch 1-3 Stunden. Musik begleitet einen durch verschiedene Phasen. Durch heftige Atmung bringt man sich in einen tranceähnlichen Zustand, in dem man etwas von seiner Kontrolle loslassen kann. Gleichzeitig aktiviert diese Form der Atmung die innere Lebendigkeit. Nicht selten kommt es zu heftigen Gefühlsausbrüchen, die auf der Matte ausgelebt werden. Man kann schreien, treten, weinen - alles ist möglich und der Begleiter passt auf, dass man nicht von der Matte rutscht oder sich selbst verletzt. Die Atmosphäre wird aufgeheizt durch die äußeren Eindrücke von den anderen, die ja auch teilweise lautstark wahrnehmbar sind. Es ist klar, dass man für solch einen intensiven Prozess gut ausgebildete Therapeuten braucht, die da sind, wenn man sie braucht. Auch später zur Nachverarbeitung ist eine Therapeut wichtig, weshalb ein Klinikumfeld dafür ideal ist.
  • Bioenergetik - Auch hier gibt es Übungen, in denen über Aktivierung der Atmung man in einem Gruppenprozess in das Ausagieren von Gefühlen gebracht wird. Das Ziel der Bioenergetik ist es, die Energien, die bisher zur Unterdrückung von Gefühlen verwendet werden, freizusetzen. Man wird bewusst an die Grenze von Unterdrückung und Ausleben hingeführt und der dynamische Gruppenprozess erlaubt es einem, sich zu trauen, seine Gefühle zuzulassen. Natürlich auch wieder getragen von einem guten therapeutischen Umfeld.
  • Aggressionsgruppe - In der Klinik gab es eine Aggressionsgruppe, in der man über verschiedene Übungen zum Ausleben von aggressiven Impulsen hingeführt wurde. Das kann im einfachsten Fall das Einschlagen auf einen Sandsack sein. Weiterhin wurde mit Stöcken gearbeitet oder kräftig auf dem Boden aufgetreten. Seine Kraft spüren und kraftvolle Impulse auszuleben, war wichtig. Meist ging man schweißgebadet und fertig, aber auch entspannt aus so einer Gruppe. Themen wie Abgrenzung, Nein-sagen, seinen Willen durchsetzen, sich zu verteidigen - wurden bearbeitet.
  • Osho-Meditationen - Osho (auch Bhagwan) erkannte damals, dass viele westliche Menschen sehr verspannt sind und entwickelte deshalb kathartische Bewegungsmeditationen. In den 1970ern pilgerten viele Therapeuten nach Poona, um Osho zu erleben. Viele wurden inspiriert und erkannten, dass sich einige Praktiken wunderbar auch für die therapeutische Arbeit einsetzen lassen. Eine der bekanntesten kathartischen Meditationen ist die Dynamische Meditation. Auch sie nutzt die Aktivierung der Atmung, um in tranceähnliche Zustände zu gelangen. In einer weiteren Phase agiert man dann alles aus, was da ist. Gefolgt von einer strukturierenden und kraftgebenden Phase, in der man immer wieder in die Luft springt und beim aufkommen auf den Boden laut "Huh" schreit. Meist praktiziert man diese Meditation in Gruppen. Je größer die Gruppe, um so stärker wirkt das "umgebende Energiefeld" auf einen. Die Gruppe entwickelt eine Eigendynamik. In der Klinik hatten wir eine Gruppengröße von 50-80 Beteiligten, wo schon recht viel "Stimmung" aufkommt. Auch hier ist eine gute therapeutische Begleitung wichtig.

Es gibt auch viele weitere Körpertherapie-Verfahren, die kathartische Elemente beinhalten. Und auch verschiedene Formen der Theatertherapie können den Selbstausdruck und den Zugang zu den Gefühlen fördern.

Für manch einen kann so eine kathartische Therapie sehr nützlich und befreiend sein. Für andere wiederum ist diese konfrontative Arbeit nicht sinnvoll oder gar gefährlich. Deshalb sollte man immer mit einem erfahrenen Therapeuten abklären, ob so etwas für einen in Frage kommt. Natürlich mit einem Therapeuten, der sich in so einer Arbeit gut auskennt und sie selber praktiziert.

Weblinks:

-- Fred

09.06.2008 :: Fußball - nächste Offene Gruppe fällt aus

Eigentlich war es abzusehen, aber wir haben es gestern trotzdem mal getestet: Der Friedensplatz ist zentraler Public-Viewing-Ort für die Fußball EM. Insofern ist dort jede Menge los. Gruppe machen geht irgendwie, die Geräuschkulisse ist aber schon recht heftig. Einige werden sich wohl derzeit nicht zur KISS trauen, andere werden lieber Fußball schauen wollen. Da wir gestern nur zu viert waren, lassen wir es beim nächsten mal vorsorglich ausfallen.

Stattdessen ist geplant, am frühen Sonntagnachmittag (22.Juni) eine Wanderung zu organisieren. Wer Lust hat, mitzumachen, melde sich bei uns. Wir werden auch über den Sopha-Kontakt-Verteiler weitere Infos verteilen.

-- Fred

05.06.2008 :: Rollenverhalten

Ich kenne eine Frau, mit der kann man sich zu zweit wunderbar unterhalten. Kommt jedoch jemand drittes in diese Gesprächssituation mit rein, wird sie ganz still. Dann unterhalten sich irgendwann nur noch die anderen beiden. Sie fällt raus.

Das erinnert mich an den Spruch: "Wenn 2 Erwachsene sich unterhalten, hälst du gefälligst den Mund!" Manch einer hat den als Kind eingetrichtert bekommen. Oder hat in irgendeiner anderen Form die Erfahrung gemacht, nicht mehr interessant und wichtig zu sein, wenn auf einmal jemand anderes da war. So ein Verhaltensmuster ist dann tief "eingebrannt" und nur schwer veränderbar. Und heute - als Erwachsener - verhält man sich noch genauso.

Das wichtigste ist sicherlich, dass es einem überhaupt erstmal auffällt, wie man sich in unterschiedlichen Gesprächssituationen verhält. Und wie man sich dabei fühlt. Fühle ich mich gleichwertig mit den anderen? Fühle ich mich erwachsen? Oder fühle ich mich als dummes Kind? Oder als Außenseiter, für andere uninteressant?

Bei solchen fest eingefahrenen Mustern ist es häufig so, dass die konkrete Situation nur der Auslöser für meine Gefühle ist. In Wirklichkeit gibt es aber niemand, der einen wirklich ablehnt, geringschätzt, für unwichtig hält. Hier ein Bewusstsein für zu entwickeln, was durch die alte Erfahrung ausgelöst wird und was heute real passiert, erscheint mir wichtig.

Natürlich können wir auch heute Ablehnungserfahrungen machen. Die Wahrnehmung ist aber meist ganz stark gefärbt von den alten Erfahrungen. Positives - Angenommensein - nimmt man nicht wahr, man ist hingegen in Hab-Acht-Stellung auf jeden noch so subtilen Angriff oder etwas, was so gedeutet werden könnte. Das bestätigt dann wieder die alte Erfahrung. Und vieles kann als Angriff gedeutet werden, der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt...

Wichtig ist auch zu erkennen, dass wir heute viel mehr Möglichkeiten haben, auf Angriffe oder Abwertung zu reagieren. Diese alten Verletzheits-Muster neigen nämlich dazu, dass man sich auch heute noch verhält, wie früher. Als kleines Kind hatte man vielleicht nicht die Möglichkeiten, dem irgendwas entgegen zu setzen. Und heute reagiert man auf Angriffe immer noch in der gleichen festgelegten Form. Dabei wäre heute so viel mehr möglich.

Eine Selbsthilfegruppe kann ein gutes Übungsfeld sein, sich in unterschiedlichen Kontakten zu erleben. Wie verhalte ich mich in der Gruppe? Wie im Kontakt mit Einzelnen in der Pause? Wie fühlt sich der Kontakt zu Frauen an und wie zu Männern? Meide ich bestimmte Personen? Fühle ich mich von anderen angezogen? Wie ist es in 2er und 3er Konstellationen in einem Pausengespräch?

Hier zeigt sich auch, dass die Pause, die wir meist recht ausgedehnt machen, ein ganz wichtiger Bestandteil der Gruppe ist. Es ist nochmal ein ganz anderer Erfahrungsraum, als es das Gruppengespräch ist. Hier kann man Kontakt nochmal in anderer Form erleben oder auch mit Einzelnen vertiefen. Und natürlich kann man sich auch gänzlich zurückziehen, um sich von der Gruppensituation zu erholen.

Nicht immer in alte Verhaltensmuster zu gehen, sondern mal neues Verhalten zu probieren, kann man in Rollenspielen gut lernen. Ich erinnere mich an einige Projektgruppen, wo wir recht nützliche Rollenspiele gemacht haben. Eigentlich wäre mal wieder Zeit, ein neues Projekt anzustoßen, wo wir vestärkt mit Rollenspielen arbeiten. Wer Lust hat, melde sich bei uns.

Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Rosenstolz:

Ich bin jetzt, ich bin hier, ich bin ich, das allein ist meine Schuld...

Das vorzügliche Video zum Lied findet man auf youtube und es verwebt so schön Vergangenheit mit Hier und Jetzt - wie im echten Leben.

Buchtipp:

-- Fred

03.06.2008 :: Nähe zulassen

Kennt ihr noch Lisa Bund? Manche haben vielleicht Deutschland sucht den Superstar in 2007 mitverfolgt, dort kam sie bis ins Halbfinale. Ich habe gerade einen Song auf Youtube von ihr gefunden: "Learn To Love You". Das Video zeigt auf sehr eindrucksvolle Weise, was es heißt, sich zu öffnen und Nähe zuzulassen.

Einerseits ist das ja was Wunderschönes, sich auf eine Liebesbeziehung einzulassen und sich hinzugeben. Andererseits haben viele Menschen große Ängste vor so viel Nähe. Wer sich wirklich öffnet und sich hingibt, muss immer das Risiko eingehen, auch verletzt oder enttäuscht zu werden.

Wer tief verletzt wurde, macht emotional dicht. Meist durchzieht dieses "Dichtmachen" auch den Alltag uns spiegelt sich in vielen zwischenmenschlichen Beziehungen. Es wird zu einer Form des Daseins, zu einem festen Bestandteil der Persönlichkeit.

Gleichzeitig entsteht natürlich ein großer Mangel und eine Sehnsucht nach Nähe, Zärtlichkeit und gefühlsmäßigem Berührtsein. Manchmal erlaubt man sich vielleicht, sich emotional zu öffnen, wenn es nicht gefährlich ist. Bei einem berührendem Lied oder einem Film vielleicht. Gerade die Musikindustrie lebt davon, Gefühle in uns zu stimulieren und wachzurufen.

Das Video von "Learn To Love You" zeigt nun schön diese Gespaltenheit zwischen "Ich will" und "Ich kann nicht". Daraus entsteht dann ein "Ich möchte aber unbedingt" und zum Schluß natürlich - wie sollte es anders sein - es gelingt.

Interessant ist eine Szene: Beide kickern und sind vertieft in das Spiel. Und auf einmal spürt man die emotionale Offenheit. In dieser Selbstvergessenheit ist auf einmal Nähe möglich.

Das ist etwas, was ich auch immer wieder in unserer Gruppe erlebt habe: Wenn man ins Spielen kommt, vergessen auf einmal viele ihre ganzen Blockaden und Sperren, die Nähe, Offenheit und Spontanität verhindern. Die Selbstkontrolle verliert sich und man erlebt Menschen in einer Offenheit, wie man sie zuvor noch nie so erlebt hat. Eine echte Bereicherung!

Im Video kommt nun auf einmal beim Kickern die Hand von ihm herüber und berührt ihre Hand. Und in dem Moment ist sie reflexartig wieder da - die Barriere. Jetzt wird ihr die Situation bewusst, jetzt kommen gleich wieder all die Sperren und Blockaden hoch. Hier allerdings nicht mehr so heftig - das Video soll ja den Wandel aufzeigen.

Sind das nun eigentlich auch soziale Ängste? Ja, auf jeden Fall ist es eine spezielle Ausprägung sozialer Ängste. Man hat Angst, sich anderen Menschen emotional zu öffnen, emotional in Kontakt zu treten. Man wird als distanziert und kühl von anderen wahrgenommen. Man ist unnahbar und unberührbar. Man reagiert manchmal ziemlich heftig auf Nähe. Entweder, wenn jemand Nähe zu einem aufbauen möchte oder wenn man Nähe zwischen anderen Menschen erlebt. In unserer Selbsthilfegruppe kann das z.B. bedeuten, dass man sich dann besonders schlecht fühlt, wenn auf einmal eine Atmosphäre von großer Nähe in der Gruppe entsteht. Je näher sich andere fühlen, um so mehr fühlt man sich selbst draußen und getrennt. Manche reagieren dann auch aggressiv und versuchen - meist unbewusst - diese Nähe in der Gruppe zu zerstören.

Was ist der Hintergrund, dass man Nähe und Emotionen nicht zulassen kann? Wenn man genauer hinschaut, wird man in den meisten Fällen wohl massive emotionale Verletzungen finden. Vielmals wohl ganz früh in der Kindheit. Oder auch in der empfindlichen Lebensphase der Pubertät. Die Entscheidung, dicht zu machen, war vermutlich die einzige Möglichkeit, die einem blieb, um diesen Schmerz auszuhalten. Es ist aber eine sehr einschränkende Möglichkeit. In Therapie kann man sich diesem Schmerz wieder nähern und ihn auf irgendeine Weise durcharbeiten. In der Art, dass schlußendlich dieser Schmerz wieder erlebbar wird und aushaltbar ist. Denn dann, wenn etwas nicht mehr traumatisch, sondern aushaltbar ist, können wir das Risiko wieder eingehen, uns zu öffnen. Nicht der Schmerz ist das Problem, sondern die nicht aushaltbaren Gefühle, die man abspalten musste.

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-- Fred

01.06.2008 :: Selbstwertgefühl

Mangelndes Selbstwertgefühl ist für viele Menschen ein zentrales Thema. Auch Mittelpunkts-Menschen leiden nicht selten unter einem Mangel an Selbstwert, der kompensiert wird, in dem man viel positive Aufmerksamkeit durch andere braucht.

Mangelndes Selbstwertgefühl ist bei sozial-ängstlichen Menschen natürlich auch oft ein ganz wichtiges Thema. Das zeigen immer wieder die Gruppengespräche.

In Therapie hörte ich oft: "Du musst nichts leisten, du bist wertvoll, einfach so." Ich glaube, das ist das Zentrale beim Thema Selbstwert: Es fehlt die Empfindung, völlig unabhängig von allem, sich einfach so wertvoll zu fühlen.

Einerseits glaube ich, ist es verdammt schwierig, sich einfach so wertvoll zu fühlen. Und die wenigsten Menschen haben eine ausgeprägte Begabung darin. Eigentlich gesunde Menschen fallen in ein tiefes Loch, wenn sie arbeitslos werden. Das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden, ist verbunden mit dem Zusammenbruch des Selbstwertgefühls. Also wurde der Selbstwert zuvor gespeist von gesellschaftlicher Anerkennung und erbrachter Leistung.

Spannend finde ich die Frage: Wie kann man Selbstwertgefühl aufbauen, gänzlich unabhängig von all den Äußerlichkeiten: Vom gesellschaftlichen Status, von der gesellschaftlichen Rolle, von der Arbeit, von körperlicher Schönheit, von Statussymbolen und von Leistung? Was bleibt, wenn man all das mal wegfallen lässt?

Gibt es eine Quelle für Selbstwert jenseits solcher Äußerlichkeiten?

Das wäre wirklich gut, wenn es das gäbe und wenn wir dies kultivieren könnten. Äußerlichkeiten ändern sich und treffen uns hart, wenn unser Selbstwert so stark damit verknüpft ist. Wir würden viel unabhängiger, wenn wir eine Quelle für Selbstwert hätten, die immer da ist.

Oft benutzen wir das Wort Selbstbewusstsein. Das Wort deutet ja eigentlich schon darauf hin, dass wir Selbstwert finden, wenn wir mehr Bewusstsein für uns selbst entwickeln. Das die Antwort also irgendwo in mir zu finden ist. Gesucht wird hingegen oft im Außen: Der Mercedes vor der Haustür vermittelt uns die Illusion, etwas wert zu sein. Warum suchen wir im Außen, wenn es doch anscheinend im Innen zu finden ist?

Ich glaube, es ist wesentlich einfacher, sich Schein-Selbstwert über die Außenwelt zu holen, als echten Selbstwert in sich zu finden.

Eine Leistung, auf die ich stolz bin, ist das nicht Innen? Will ich andere oder die Welt damit beeindrucken, ist es schon wieder Außenorientierung. Freue ich mich einfach so, auch wenn niemand diese Leistung sieht und würdigt, ist es wirkliche Freude. Aber Selbstwert? Vielleicht fühle ich mich wertvoller, wenn ich etwas erschaffe, worüber ich mich freuen kann. Dann fühle ich mich nützlich.

Ich glaub, es muss eine Quelle für Selbstwert in einem geben, die auch von solchen Eindrücken frei uns das Gefühl gibt, wertvoll zu sein.

Was bleibt, wenn wir alles weglassen? Wofür können wir uns dann noch wertvoll fühlen?

Wir westlich geprägten Menschen sind Macher und fühlen uns wertvoll wenn wir etwas machen. Befriedigung daraus zu ziehen, einfach nur zu sein, das zeigen uns die östlichen Weisheitslehren.

Aber auch in unserem Kulturkreis finden wir Antworten: Leben an sich ist schon ein Wunder. Leben beinhaltet eine unglaubliche Potenzialität, einen Möglichkeitsraum. Und Leben ist in Wirklichkeit unbegreifbar und deshalb immer interessant. Leben kann erschaffen und kann sich entwickeln. Diese Potenzialität, die in jedem steckt, kann vielleicht eine Quelle für grundsätzlichen Selbstwert sein. Ich bin und das ist schon Wunder und Möglichkeit genug. Leben ist wie ein großer Schatz, der sich manchmal an die Welt verschenkt. Den Schatz genauso zu würdigen, wie die Geschenke, die wir der Welt machen - vielleicht ist es das.

In der Potenzialität liegt der Wert, in der Verwirklichung liegt Freude und Sinn.

-- Fred

19.05.2008 :: Der Bauch - unser zweites Gehirn

Aus dem Sprachgebrauch wissen wir es schon lange - unser Bauch ist wie ein zweites Gehirn. Formulierungen wie "Ich treffe eine Bauchentscheidung" oder "Ich hab ein ungutes Bauchgefühl" zeigen dies.

Wissenschaftlich ist man mit diesem Thema sehr viel weiter gekommen, gerade in den letzten 10 Jahren. In einem Beitrag der Zeitschrift Geo 11/2000 wurde von einigen neuen Erkenntnissen berichtet. Der Bauch kann wirklich wie ein zweites Gehirn gesehen werden, in dem sich gerade in den ersten 3 Lebensjahren Muster bilden, die dann ein Leben lang wirken. Der Bauch hat sozusagen ein Gedächtnis. Und dies betrifft vor allem die Gefühle. Wenn es um Angst geht, berichten viele darüber, dass sie die zuerst im Bauch spüren. Genaugenommen ist es oft der Darm, der da Alarm schlägt. Und der funkt ganz viel nach oben zum Gehirn: 90 % geht von unten nach oben, aber nur 10 % von oben nach unten. Dies zeigt, dass wir uns in Prozesse des Bauchgehirns nur wenig einmischen können und das das Bauchgehirn eine große Macht darüber hat, wie wir auf etwas reagieren und wie wir empfinden.

Im Zusammenhang mit Angst nimmt das Bauchgehirn ganz fein wahr, was bedrohlich sein könnte. Und darauf reagiert es. Man kann es spüren, z.B. mit einem Druckgefühl im Bauch. Und der Bauch funkt ganz viel zum Gehirn, welches dann wieder reagiert, z.B. mit panischen Gedanken, Bildern, Vorstellungen und Erinnerungen. Das kann einen Kreislauf in Gang setzen, der sich immer mehr aufheizt (Panikattacke).

Man hat auch herausgefunden, dass man viele der Signale vom Bauch zum Hirn gar nicht wahrnimmt, sondern ausblendet. Bei Menschen mit Angsterkrankungen hingegen gibt es eine große Sensibilität, hier werden die Signale viel stärker und früher wahrgenommen, die vom Bauch her kommen. Man könnte das auch so interpretieren, dass man genauer hinhorcht, wenn man sich bedroht fühlt. Um auch kleinste Signale - die vom Bauch her kommen - wahrzunehmen.

Denn darüber ist man sich auch klar: Der Bauch hilft uns in großem Maße, unser Leben zu bewältigen. In ihm sind Erfahrungen gespeichert und er will uns davor schützen, nochmal unangenehme Erfahrungen zu durchleben. Er reagiert insofern schon recht früh darauf, wenn Gefahr droht.

Ich glaube, wir sind noch weit davon entfernt, dass wir das genug sehen und anerkennen, was im Bauch passiert. Das gilt sowohl für Psychotherapie, wie auch für die Arbeit in der Selbsthilfe. Es herrscht noch stark das Bild vor, alles würde sich im Kopf abspielen.

Weblinks:

-- Fred

13.05.2008 :: Narzistische Persönlichkeitsstörung

Im Diagnoseverzeichnis ICD10 findet man sie nicht, sie wird unter "Andere spezifische Persönlichkeitsstörungen (F 60.8)" geführt. Und doch ist es eine ganz wichtige Diagnose oder Ausprägung, wenn es um Sozialphobie geht.

Im Zentrum dieser Problematik steht eine Störung des Selbstwertgefühls. Die davon Betroffenen unternehmen meist viel, um endlich ein stabiles Selbstwertgefühl zu erlangen, können es aber nicht finden. Stattdessen sind sie sehr verletzlich, was Angriffe auf ihr Selbst angeht. So hört man dann z.B. besonders sensibel auf alle Bemerkungen anderer, ob sie nicht irgendeine Form von Ablehnung enthalten. Man hat sozusagen die Antennen ausgefahren für Anzeichen von Missgunst, Herabwürdigung oder Geringschätzung.

Nicht selten ist die Erfahrung, für kurze Zeit ein stabiles Selbstwertgefühl zu empfinden. Das kann z.B. nach aufbauenden Erlebnissen der Fall sein. Langfristig bleibt dieses Gefühl aber nicht erhalten, es muss immer wieder von neuem erarbeitet werden.

Um das fehlende Gefühl von Selbstwert zu kompensieren, flüchten manche in Phantasiewelten, in denen sie Vorstellungen der eigenen Genialität und Größe entwickeln. Das fördert nicht selten auch das Gefühl von Getrenntheit und Einsamkeit. Auch, weil es oft mit einer gewissen Arroganz und zu starken Selbstbezogenheit verbunden ist.

Man weiß heute, dass die kritische Phase der Entstehung solcher Störungen, oft zwischen dem 4. und 7. Lebensjahr ist. In dieser Zeit entwickelt sich das Selbstwertgefühl, nimmt sich ein Wesen als eigenständige Person wahr. Bekommt man Ermunterung, Anerkennung und Vertrauen in die eigene Person zu spüren, entwickelt sich ein natürliches Selbstwertgefühl. Auch eine Förderung der eigenen Fähigkeiten ist wichtig, die dann gewürdigt werden. Fehlt dies, bekommt man keine Aufmerksamkeit, zu wenig positive Zuwendung, zu wenig Anerkennung als eigenständige Person, hinterlässt dies tiefe Spuren von Selbstzweifel, Minderwertigkeit und Selbstunsicherheit.

Nicht selten ist auch eine Überforderung des Kindes in dieser Lebensphase. Es wird viel erwartet, man muss viel erbringen, es werden hohe Maßstäbe angesetzt. Die positive Anerkennung bleibt dabei aber oft aus oder wird nur bei außergewöhnlichen Leistungen sparsam gegeben. Damit kann auch ein Charakter-Muster ausgeprägt werden, was später immer wieder zu Überforderung führt. Man will es besonders gut machen, um überhaupt etwas Anerkennung zu bekommen, nach der man so dürstet.

Unklare Beziehungen in der Ursprungsfamilie begünstigen eine narzistische Persönlichkeitstörung. Wenn sich die Eltern widersprüchlich verhalten, wird nie klar, welchen Ideen, Vorstellungen und Normen man folgen soll. Was gerade noch gut war, ist jetzt schon wieder verkehrt. Das führt zu Verunsicherung - man macht ja ständig was verkehrt. Man hat keine klare Richtschnur, wohin man sich orientieren sollte.

Klar ist auch, dass man oft sehr empfindlich in jedem Zusammenhang ist, wo Leistung erbracht werden muss oder bewertet wird. Ob Prüfung, Vortrag oder der berufliche Alltag - all das sind Situationen, wo man sich bewähren muss. Hier zeigt man, was man kann und hier kann man auch an der schlimmsten Wunde erwischt werden: Stimmt die Leistung nicht oder wird sie nicht anerkannt, fühlt man sich als ganzer Mensch minderwertig. Das alte Trauma bricht wieder auf.

Trauma - in der Tat sind Erfahrungen, in seinem Wesen nicht gewürdigt zu werden, oft traumatisch. Ein Kind kann diese heftigen Gefühle von Wertlosigkeit dann nicht ertragen und muss neurotische Lösungen finden, um überhaupt damit klar zu kommen.

Partnerschaften sind meist schwierig, denn hier erhofft man sich, dass der Partner den großen Schmerz der Wertlosigkeit durch jede Menge Anerkennung heilt. Bis zu einem gewissen Grad kann eine Beziehung hier sicherlich hilfreich und heilsam sein. Nicht selten sind die Forderungen nach Anerkennung an den Partner jedoch viel zu hoch. Und auch die Fixierung auf ihn wird sehr groß - man hat das Gefühl, nicht mehr ohne ihn leben zu können. Solch eine Fixierung zieht eine Reihe von Problemen nach sich.

Ein Buch zum Thema, was mir vor einigen Jahren von einem Betroffenen wärmstens empfohlen wurde, ist: "Narzißmus: Das innere Gefängnis" von Heinz-Peter Röhr, ISBN: 3423341661. Leider bin ich selber noch nicht dazu gekommen, es zu lesen.

Weblinks:

-- Fred

20.04.2008 :: Blockiertes Lernen

Lernen klappt am besten in entspannter Atmosphäre. Wenn man sich stark bedroht fühlt, büßt man viele geistige Fähigkeiten ein. Dann sind vor allem die älteren Gehirnregionen aktiv, womit wir zwar noch flüchten oder angreifen können. Offen für Neues sind wir dabei aber nicht mehr, es scheint so, als ob diese Gehirnregionen dann blockiert sind. Unter Angst ist man wenig flexibel, kann nicht mehr spielerisch mit Gedanken umgehen, ist nicht kreativ, humorvoll oder einfallsreich. Der Möglichkeitsraum verengt sich.

Soziales Lernen klappt so auch am besten: Wenn man in sich eine gewisse Lockerheit spürt, wenn scheitern möglich ist, ohne das das eine zu große Bedeutung hätte. Manche Menschen wachsen so auf und werden immer geschickter im Umgang mit anderen Menschen. Sie nehmen feinfühlig die Situation wahr und können adäquat reagieren. In neuen Situationen kommen vielleicht spontane Einfälle - die manchmal ideal und manchmal etwas peinlich und daneben sind. Wer es entspannt sehen kann, nimmt Letzteres als Impuls, beim nächsten mal sinnvoller zu reagieren. Die guten Erfahrungen hingegen wachsen zu einem immer größer werdenden Schatz an sozialen Fähigkeiten.

Menschen hingegen, die bei sozialen Kontakten unter starker Anspannung stehen, haben gleichzeitig auch eine Lernblockade. In diesem Zustand ist man nicht fähig, kreativ auf Situationen zu reagieren. Und man ist vielleicht auch nicht fähig, zuvor überlegte Strategien wirklich in die Tat umzusetzen. Dort, wo andere ein regelmäßiges Lernfeld haben, ist man so blockiert, dass man direkt in der Situation nicht lernen kann.

Eine gute Möglichkeit, hier dazuzulernen, sind Gruppen, wo man mit Rollenspielen arbeitet. Alltägliche Situationen werden gespielt und man kann hier in einer etwas entspannteren Atmosphäre Lernerfahrungen machen.

Ab und zu organisieren wir solche Gruppen, die letzte liegt schon wieder ein gutes Jahr zurück. Vielleicht werden wir in diesem Jahr ja nochmal was entsprechendes anbieten. Wer Interesse hat, melde sich bei uns.

-- Fred

11.04.2008 :: Frühlingsfest

Wir möchten mal wieder eine kleine Feier machen, zu der wir Mitglieder aller Gruppen und Ehemalige einladen. Am Samstag, den 26.04.2008 ab 19:30 Uhr geht es los. In der Kontaktstelle, großer Raum. Für Essen und Trinken brauchen wir einen kleinen Kostenbeitrag von etwa 4-5 Euro.

Und damit du nicht in passiver Zurückgezogenheit das Treffen verpasst, hier ein paar Gründe, warum so ein Treffen für dich Sinn machen könnte:

  • Du triffst mal wieder ein paar Bekannte Leute, mit denen du ein wenig plaudern kannst.
  • Freude und Wohlfühlen sind manchmal gar nicht so unwahrscheinlich.
  • Du kannst es als wunderbares Übungsfeld nehmen, mit mehreren Leuten in Kontakt zu kommen.
  • Spielen, singen, tanzen - nichts muss, aber alles wäre möglich. Wer bringt eine Gitarre mit?
  • Vielleicht freuen sich andere über deine Anwesenheit.
  • Vielleicht ist es hier interessanter, als alleine zu Hause vor dem Fernseher.
  • Es gibt bestimmt was leckeres zu essen.

-- Fred

03.04.2008 :: Gehör ich dazu?

Das ist immer wieder die spannende Frage: Fühle ich mich einer Gruppe zugehörig?

In den Selbsthilfegruppen erlebe ich öfters ein Phänomen: Zuerst fremdeln viele, sind noch zurückhaltend und reserviert. Nicht selten kippt dann aber auch die Stimmung - man wird offener, Humor zieht ein, man diskutiert lauter und angeregter miteinander. Es entsteht dann ein Gefühl von Verbundenheit. Doch nicht bei jedem: In dem Moment, wo Verbundenheit bei anderen gefühlt wird, fühlen sich einige gleichzeitig noch weiter draußen. Die Verbundenheit von einigen in der Gruppe bewirkt also gleichzeitig bei manch anderem, ein noch stärkeres Gefühl von Getrenntheit.

In einer Gruppe, wo es für die Mehrheit so richtig gut lief, lief es für manch einen gerade deshalb richtig schlecht. Je mehr sich gut miteinander fühlen, um so mehr fühlen sich einige als Außenseiter. Man fühlt sich auf verlorenem Posten.

Und damit geht dann für den Betroffenen ein Drama los: Traurigkeit, Ärger, Wut, Feindseligkeit oder gar Hass können aufflammen. Alleine dazustehen, wo man gleichzeitig andere als nah verbunden wahrnimmt, ist grausam.

Manchmal gelingt es, Betroffene aktiv mit einzubeziehen. Dies kann der Moderator machen, jedoch auch jedes Mitglied der Gruppe. So können z.B. jene angesprochen werden, die an dem Abend noch wenig gesagt haben.

Auch kann das Problem mal grundsätzlich in der Gruppe thematisiert werden. Das fördert die Achtsamkeit im Umgang mit diesem Problem und das Verständnis füreinander.

-- Fred

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