Sopha Selbsthilfe

Aktuell (Archiv 2007-Q3)

11.09.2007 :: Dich kann man ausnutzen

Bei von Schüchternheit oder Sozialphobie betroffenen Menschen kommt es recht häufig vor, dass sie Opfer ihrer Umwelt werden. Der Wille der anderen formt die menschlichen Kontakte und der eigene Wille geht unter. Das sind die typischen Situationen, wo man sich ausgenutzt fühlt. Der andere will etwas und bekommt es durch meine Mithilfe. Und ich? Ich gehe leer aus oder werde sogar ausgenommen.

Im Gespräch kann das z.B. bedeuten, dass jemand anderes mich "zulabert" und mir seine Geschichten erzählt. Wo aber ist der Raum für meine Geschichten, für das, was ich erlebe?

Viele Verkäufer sind darauf getrimmt, mir möglichst viel aufzuschwatzen, was ich gar nicht brauche oder haben will. Sie schaffen es aber, ihren Willen durchzusetzen und ich kaufe schlussendlich alles, was man mir aufschwatzt. Erst im Nachhinein ärgere ich mich mal wieder darüber.

In einer Gruppensituation setzen sich vielleicht mal wieder die Lauten und Starken durch. Meine zaghafte leise Aussage wird überhaupt nicht wahrgenommen. Wieder passieren Dinge, ohne dass meins irgendwie Berücksichtigung findet.

Menschen, die regelmäßig so etwas erleben, laufen Gefahr, viel Ärger, Wut und Haß auf die Welt zu entwickeln. Dies ist eine Form der Abgrenzung, die einen zusätzlich stark belastet. Denn es lebt sich nicht leicht mit Wut im Bauch. Und Haß verschließt das Herz.

Insofern ist es für das eigene Wohl ganz wichtig, an diesem Zustand etwas zu ändern. Die eine Seite ist Abgrenzung: Man muss lernen, dem anderen klare Grenzen zu setzen und eindeutig mitteilen, was man nicht will.

Die andere Seite ist zu lernen, seinen Willen gebührend einzubringen in jede Form von Beziehung und Kontakt mit anderen Menschen. Vielen fällt es dabei schwer, überhaupt erstmal seinen eigenen Willen wahrzunehmen. Wer zu oft im Leben durch den Willen anderer geformt wurde, spürt diesen eigenen Willen nur noch schwach. Es braucht regelmäßiges Üben, um dieses Gespür wieder zu entwickeln. Es geht darum, sich immer wieder zu fragen: "Was brauche ich jetzt? Was möchte ich? Was ist mein Wille? Wofür stehe ich?" Und wenn das klar wird, den Willen auch dann zum Ausdruck bringen. Es geht dabei nicht darum, dass nun alles nach meinem Willen laufen muss. Er muss aber zumindest gebührend wahrgenommen werden und Berücksichtigung finden.

Ich glaube, das wichtigste dabei ist nach der Erkenntnis der Mut, dieses Thema für sich zu bearbeiten. Beständig dranzubleiben, trotz dem unangenehmen Gefühl. Sich auf die Schulter zu klopfen, wenn man sich für sich eingesetzt hat. Sich zu ermutigen, weiter damit zu machen und das man ein Recht auf seinen eigenen Willen hat.

Für mich ist immer die gute Vision wichtig: Das schlussendlich was gutes für alle dabei herauskommt. Wenn man z.B. eine Selbsthilfegruppe als Ganzes sieht, dann tut es dieser ganz bestimmt gut, wenn jeder gebührend Berücksichtigung findet. Im Gegensatz dazu, dass einige wenige die Gruppe und den Gruppenwillen dominieren. Es geht hier also um einen ausbalancierten Willen, in dem jeder genügend drin vorkommt. Jeder wird Teil der Gruppe gerade durch das Einbringen des eigenen Willens, der eigenen Vorstellungen und der eigenen Kreativität.

-- Fred

26.08.2007 :: Buchempfehlung "Schüchternheit kreativ bewältigen"

Das Buch "Schüchternheit kreativ bewältigen" ist 2005 im Hogrefe Verlag erschienen. Der Autor Martin Schuster ist Professor an der Universität Koblenz, hat also einen akademischen Hintergrund. Das Buch hingegen ist nicht akademisch kompliziert, sondern leicht und praxisorientiert geschrieben. Ein echtes Ratgeber-Selbsthilfe-Buch mit vielen Impulsen und Anregungen, wie man sich mit dem Thema Schüchternheit auseinandersetzen kann.

Gut finde ich die Aufforderung, für sich einen Entschluß zu fassen, wirklich ernsthaft an seinem Problem arbeiten zu wollen. Ein Vorschlag ist, ein Therapietagebuch zu schreiben, in dem man sich alles notiert, was bei dem Projekt "Meine Schüchternheit verändern" so alles auftaucht.

Auf den ersten Seiten wird kurz angeschnitten, dass ein Versuch der Überwindung von Schüchternheit auch sein kann, dass man fortan besonders forsch auftritt. Man befreit sich so zwar aus der eigenen Hemmung, ist aber für die konkrete soziale Situation wenig sensibel und eckt somit auch öfters an. Innerlich spürt man weiterhin oft Unsicherheit. Ein Weg also, der als noch nicht sonderlich gelungen angesehen werden kann, weil er viele Nachteile mit sich bringt.

Die Schüchternheit kann - wie weiter beschrieben wird - auch gerne ausgenutzt werden. Von Menschen, die nur ein Opfer suchen, um Stärke beweisen zu müssen oder die einen "abzocken" wollen. So kann man als schüchterner Mensch durch die Signale, die man aussendet, die Boshaftigkeit anderer Menschen anziehen.

Schüchternheit wird in dem Buch ein Stück weit von Sozialphobie abgegrenzt. Schüchternheit hat im Zentrum eher die Gehemmtheit und Zurückhaltung. Sozialphobie hingegen mehr die übergroße Angst vor bestimmten Situationen. Beides kann sich natürlich überlagern oder bedingen. Die Therapie, die man jeweils braucht, ist eine etwas andere. Insofern ist eine Differenzierung wichtig.

Auf Seite 46 wird der Begriff "sozial genussfähig" benutzt, den ich sehr schön finde. In vielen Selbsthilfebüchern geht es darum, mit viel Disziplin und Konfrontation es irgendwie zu schaffen, ohne auf die angenehme Seite zu blicken. Wenn man sich überlegt, wie es gut wäre, dann bestimmt nicht, wenn zum Schluß einer Veränderung eine strenge disziplinierte Persönlichkeit herauskommt, die sich durch alles hindurchquält. Ein schöneres Ideal wäre doch, wenn man irgendwie lernen kann, auch in sozialen Situationen genussfähiger zu werden. Freude an sozialen Kontakten entwickeln zu können.

Auch diese Technik schlägt das Buch vor: Ein Bild davon sich auszumalen, wie ein idealer guter Zustand wäre. Als Phantasie oder ganz konkret, in dem man ein echtes Bild malt.

Ganz konkret mit neuem Verhalten zu experimentieren, kann auch gewinnbringend eingesetzt werden. So könnte man sich z.B. vornehmen, lauter zu sprechen oder mehr Augenkontakt zu halten. Das sind sicherlich keine umwerfenden Weisheiten und Patentrezepte, aber darum geht es ja in dem Buch auch nicht. Es geht um die konkrete Anregung, die kleinen Dinge im Alltag zu üben. Und solche Verhaltensexperimente finde ich da sehr hilfreich. Gerade auch in der Selbsthilfegruppe kann man sowas in einem geschützten Rahmen gut üben.

Das Thema Medikamente finde ich etwas undifferenziert in Hinsicht auf regelmäßige Einnahme versus Notfall-Medikamente. Mitunter reicht es nämlich, wenn man lediglich ein Notfallmedikament für besonders schwierige soziale Situationen hat, meist sind dies dann Tranquilizer.

Schön, dass das Thema "Aktives Zuhören" angeschnitten wird. Wenn man dies erlernt, bringt das eine Reihe von Vorteilen. Man konzentriert sich mehr auf den anderen, anstatt sich ständig mit Gedanken seiner Unzulänglichkeit zu beschäftigen. Man erfährt etwas über den anderen und erzeugt gleichzeitig eine angenehmen Atmosphäre, in dem Nähe entstehen kann. Diese Aufmerksamkeit dem anderen Gegenüber kann helfen, aus seinem gewohnten Kommunikations-Schema herauszufinden. Hierüber hatte ich auch mal einen Artikel geschrieben: Heilung finden - den Anderen sehen

Im letzten Kapitel geht es um den Umgang mit schüchternen Kindern. Das ist eine wichtige Hilfe für Eltern. Gleichzeitig kann es aber für den erwachsenen Betroffenen erhellende Einsichten vermitteln, was in der eigenen Kindheit ungünstige wie auch günstige Situationen waren.

Manche Vergleiche aus dem Tierreich empfinde ich ein wenig an den Haaren herbeigezogen, gerade wenn es um Schüchternheit dem anderen Geschlecht gegenüber geht. Die erhöhte Schüchternheit resultiert meiner Ansicht oft aus der großen Sehnsucht und dem Erwartungsdruck. Man wünscht sich so sehnlich einen Partner und möchte, dass das irgendwie gelingt. Automatisch wächst der Druck, nun besonders gut ankommen zu wollen und alles richtig zu machen. Und das kann dann wiederum zu Blockaden und Verlust von Spontanität führen. Ebenso fühlt man sich bei der Partnersuche den begutachtenden Blicken des potenziellen Partners ausgesetzt, was Druck auslöst.

Wer den Entschluß fasst, seine Schüchternheit verändern zu wollen, findet in dem Buch sicherlich eine Reihe guter Impulse. Bei Ratgeberbüchern finde ich auch wichtig, alles für sich zu prüfen und Tipps und Ratschlägen nicht blind zu folgen.

Weblinks:

-- Fred

24.08.2007 :: Für Perfektionisten

Herbert Grönemeyer schenkt uns einen schönen Satz für Perfektionisten:

Wer nichts falsch macht, kann auch verliern.

Hier der ganze Text: Herbert Grönemeyer - Flüsternde Zeit

22.08.2007 :: Expertenchat "Soziale Phobien"

Diese Einladung errreichte uns heute vom Team "das-beratungsnetz.de", vielleicht hat ja jemand Interesse:


Wir möchten Sie herzlich zu unserem nächsten Expertenchat zum Thema "Soziale Phobien - Wenn der Alltag Angst macht" auf dem Beratungsportal http://www.das-beratungsnetz.de einladen.

Zurückhaltende Menschen bekommen oft den Rat, nicht so schüchtern zu sein, auch mal aus sich raus zu gehen oder über ihren eigenen Schatten zu springen. Solche Ratschläge sind zwar gut gemeint aber oft fehl am Platz, verbirgt sich doch hinter der sogenannten Schüchternheit oft eine soziale Phobie, die einen Menschen in seinem ganzen Lebensvollzug massiv beeinträchtigen kann. Als Experte wird Herr Prof. Dr. rer. nat. Eric Leibing (Dipl.Psych.), leitender Psychologe der Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie des Zentrums Psychosoziale Medizin der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Georg-August-Universität Göttingen anwesend sein.

Chat-Termin: Dienstag, den 28.08.2007, Beginn 20:00 Uhr, Ende: 21:30 Uhr

Über folgenden Link gelangen Sie direkt zum Expertenchat "Soziale Phobien": http://www.das-beratungsnetz.de/themenchat/index.php

Hier finden Sie auch weitere Beratungsangebote sowie Bücher, Artikel und Links zum Thema.

Wir würden uns freuen, Sie bei uns begrüßen zu dürfen!

Mit freundlichen Grüßen,
das Team von das-beratungsnetz.de


13.07.2007 :: Neue Kerngruppe braucht weiblichen Zuwachs

Seit ein paar Monaten läuft die neue Kerngruppe II. Für eine gute Gruppenatmosphäre hätten wir es gerne, wenn wir weiblich-männlich ausgeglichen wären. Und hierzu fehlen uns noch einige betroffene Frauen. Wer also Lust hat, in eine neue feste Gruppe einzusteigen und weiblich ist, ist herzlich willkommen.

Bei den Kerngruppen geht es darum, mehr Nähe und Gruppengefühl aufzubauen. Deshalb ist eine regelmäßige Teilnahme wichtig. Derzeit trifft die Kerngruppe II sich jeden Mittwoch von 18:30 Uhr - 21:00 Uhr. Später ist angedacht, auf 14 tägig zu reduzieren.

Noch ist die Gruppe in ihrer Findungsphase. Der Duft des Neuen liegt in der Luft. Das ist immer eine spannende Phase.

Hab den Mut, und steig mit ein, wenn du Interesse hast! Kontakt am besten per Mail oder telefonisch über die Kontaktstelle, siehe Kontakt

-- Fred

05.07.2007 :: Atemtherapie

In einer der letzten Gruppen hatten wir das Thema Atem und Atemtherapie. Es ist oft so, dass Angst und psychische Disharmonie zu einem flachen Atem führen kann. Manchmal kommt es auch zur Hyperventilation, deren Symptome dann zusätzlich beängstigen können oder Panikattacken auslösen.

Es macht also Sinn, sich mit dem Thema "Was ist ein guter Atem?" zu beschäftigen. In Dortmund gibt es an der VHS und am Institut für Atemtherapie und Atempädagogik die Möglichkeit von Workshops, um sich ganz praktisch damit auseinanderzusetzen.

Ein sehr gutes Buch, was unterschiedlichste Atemtherapieformen vorstellt, ist in der Bibliothek Dortmund erhältlich: Dr. Wilfried Ehrmann, Handbuch der Atemtherapie, ISBN: 3887550501

-- Fred

05.07.2007 :: medizin-im-text Weblog

Dunja Voos schreibt Texte im Bereich Medizin und Psychologie. In ihrem Weblog medizin-im-text kann man sich von kurzen leichtverdaulichen Artikeln inspirieren lassen. Mir hat es Freude gemacht, da mal ein wenig zu verweilen.

-- Fred

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