Sopha Selbsthilfe

Aktuell (Archiv 2020)

27.12.2020 :: SWR: Soziale Phobie

Melanie - ihr Weg aus der sozialen Phobie

16.12.2020 :: Corona Lockdown

Ab jetzt wieder Lockdown. Alle realen Gruppentreffen müssen nach Corona-Schutzverordnung ausfallen. Der Lockdown geht bis mindestens 10. Januar.

Was findet noch statt? Es gibt eine regelmäßig stattfindende Telefonkoferenz an jedem 1. und 3. Sonntag im Monat. Als Sondertermin kommt evtl. der 27.12 hinzu.

08.12.2020 :: Artikel Soziale Angstörung im Spiegel

15.11.2020 :: Gruppen im Lockdown-Light

Ganz interessant ist bei diesem Lockdown, dass in NRW Selbsthilfegruppen nicht von betroffen sind. Wir dürfen uns also weiterhin treffen. Das Hygienekonzept in der Kontaktstelle finde ich sehr gut. Bei einem 36m² großen Raum sind wir auf 6 Personen begrenzt. Dieser Raum besitzt auch eine große Fensterfront, so dass zügig und wirksam gelüftet werden kann. Auf einer Etage tagt auch immer nur eine Gruppe, so dass unterschiedliche Gruppen keinen Kontakt haben.

Reale Treffen finden derzeit noch von folgenden Gruppen statt:

  • Kerngruppe 1
  • Kerngruppe 2
  • Offene Gruppe 1
  • Aktionsgruppe
  • Spielegruppe

Unsere Mailingliste ist zum zentralen Informationsaustausch geworden, wenn es um organisatorische Dinge geht. Zu jedem Gruppentreffen wird dort eingeladen und jeder trägt sich in eine Doodle-Liste ein, der teilnehmen möchte. So behalten wird den Überblick und können die Raum-Begrenzungen einhalten.

Im Moment ist es aber nicht immer leicht, genügend Interessierte für die Gruppen zusammenzubekommen. Wir hoffen, dass sich die Situation in den nächsten Wochen stabilisiert.

Neben den realen Gruppentreffen hat die Offene Gruppe auch einen Telefontreff, der am 1. und 3. Sonntag stattfindet. Dieser hat sich gut etabliert, hier treffen sich 6-10 Personen regelmäßig. Sollten noch mehr Interesse an einem Telefontreff haben, werden wir eine zweite Telefongruppe aufbauen. Auch Vorort könnten wir eine zweite Offene Gruppe stattfinden lassen, ein Raum dafür ist vorhanden.

-- Fred

31.08.2020 :: Eine etwas holprige Zeit

Im Moment läuft vieles nicht so richtig rund. Eingespielte Abläufe funktionieren nicht mehr, wir müssen vieles spontan planen und schauen was geht. Eingespielte Abläufe helfen Betroffenen, sich aufzuraffen und regelmäßig eine Gruppe zu besuchen. Das merken wir gerade, wo die Regelmäßigkeit Corona-bedingt zusammenbricht.

Mein Eindruck ist, dass viele oft an dieser Schwelle sind: Werde ich aktiv und gehe zu einer Gruppe? Oder lasse ich es heute doch lieber? Natürlich spielen Angst und Trägheit dann gerne ihre Kraft aus und man lässt es sein.

So gibt es derzeit so ein merkwürdiges Gemisch, dass eigentlich viele wollen und dann konkret doch immer wieder Gruppen ausfallen, weil zu wenig Interessierte sich angemeldet haben.

Wichtig wird deshalb in den nächsten Wochen sein, die Kräfte in jedem von uns zu mobilisieren, die Gruppe machen wollen. Trotz derzeitiger Widrigkeiten durch Corona.

Derzeit bieten wir grundsätzlich an:

  • Die Spielegruppe am 2. und 4. Sonntag im Monat
  • Die Aktionsgruppe am 1. und 3. Sonntag im Monat
  • 2 Offene Gruppen Vorort am 1. und 3. Sonntag im Monat
  • 1 Telefontreff als 3. Offene Gruppe virtuell ebenso am 1. und 3. Sonntag im Monat
  • 2 Kerngruppen, die wie gewohnt weiter laufen.

Die Gruppen Vorort haben eine eingeschränkte Teilnehmerzahl von 5 bzw. 6 Personen, je nach Raum. Es gibt ein Hygienekonzept, was die Gefahr von Ansteckungen minimieren soll.

In den letzten Wochen konnten wir noch Gruppen draußen im Park machen. Mittlerweile wird es früher dunkel und abends ist es oft schon recht kühl. Vermutlich ist diese Option jetzt vorbei.

Interessierte Betroffene können sich wie gewohnt bei uns melden.

04.06.2020 :: Aktuelle Raumsituation

Es sieht nicht so gut aus mit einem Neustart unserer Gruppen. Die Offenen Gruppen waren vor der Corona-Zeit gut besucht. An einem Abend kamen so 14-20 Personen, die sich dann auf 2 Gruppen aufteilten. Dafür standen uns 2 Räume zur Verfügung.

Die Räume werden wir grundsätzlich ab Mitte-Ende Juni wieder nutzen können. Allerdings darf nur noch ein Raum belegt werden und der auch nur mit maximal 6 Personen. Damit ist klar, dass wir nicht annährend das machen können, was wir zuvor gemacht haben.

Wie wir die Räume nutzen werden und welche Gruppen sich dann wie treffen, muss noch besprochen werden.

Weil reale Treffen nur sehr eingeschränkt möglich sein werden, werden wir vermutlich weiterhin regelmäßig virtuelle Treffen anbieten. Es ist überhaupt die Frage, wer das Risiko eingehen möchte, sich real zu treffen.

Daneben besteht auch die Möglichkeit, sich bei gutem Wetter draußen in einem Park zu treffen. Das Infektions-Risiko ist draußen ja sehr viel geringer, insofern ausreichend Abstand gehalten wird.

02.05.2020 :: Virtuelle Gruppentreffen in Corona-Zeit

In den letzten Wochen haben wir in unseren Gruppen auf virtuellen Austausch umgestellt. Wir treffen uns in Video- oder Telefonkonferenzen. Die Erfahrungen bisher sind positiv, auch so kann man hilfreiche Gespräche führen und bleibt miteinander verbunden.

Interessierte möchten wir deshalb hier einladen: Wenn ihr den Wunsch nach einem virtuellen Austausch über Telefonkonferenz habt, meldet euch bei uns. Ihr könnt dann auf diese Weise an der Offenen Gruppe teilnehmen. Im Moment findet diese - wie gehabt - an jedem 1. und 3. Sonntag im Monat statt, wir starten allerdings erst um 19:30 Uhr und machen bis 21:00 Uhr. Teilnehmen kann man mit jedem Festnetz- oder Mobilfunkanschluss. Extra Kosten entstehen dabei keine, es ist lediglich der Tarif für ein innerdeutsches Gespräch.

13.03.2020 :: Coronakrise - Alle Gruppen fallen aus

Jetzt ist klar, dass alle Sopha-Gruppen bis mindestens 17. April ausfallen werden. Wir informieren euch, sobald wir wieder starten.

12.03.2020 :: Coronakrise - Offene Gruppen fallen aus

Aufgrund der angespannten Situation in der Coronakrise fallen bis auf Weiteres alle Offenen Gruppen aus.

Hintergrund ist vor allem, dass jetzt die Maßgabe der Politik und der Experten ist, dass man möglichst auf alle Sozialkontakte verzichten sollte, um den starken Zuwachs von Infizierten abzuschwächen. Nur dadurch wird es möglich sein, dass wir in 2-4 Wochen nicht in eine massive Überlastung der Krankenhäuser hineingeraten.

-- Fred

07.03.2020 :: Der richtige Weg

Der Weg aus einer sozialen Angst heißt Veränderung. Da, wo wir jetzt stehen, ist es nicht gut. Die Ängste haben eine Ursache. Sie resultieren z.B. aus der Art, wie wir uns selbst sehen und mit uns umgehen. Oder sie entstehen daraus, wie wir unsere Mitmenschen sehen. Auf dem Weg werden wir vieles entdecken, was so nicht stimmig ist. Und dann ist die große Frage, was ist denn stimmig? Was sind neue Ideale?

Jetzt braucht es den richtigen Weg. Und das ist gar nicht so leicht. Ein Beispiel: Viele Betroffene entwickeln irgendwann einmal die Idee: "Ich muss härter werden, mir muss es vollkommen egal sein, was andere von mir denken." Der Wunsch ist verständlich, weil im Zentrum sozialer Ängste oft die Furcht vor Ablehnung und negativen Bewertungen ist. Sind mir die anderen und deren Ansichten egal, fühle ich auch keine Ängste mehr, so die Idee. Allerdings ist das ein Irrweg, es wäre ungefähr so, als würde man beim Auto eine Warnleuchte zukleben. Dann sehen wir es nicht mehr, laufen aber Gefahr, dass wir echte Probleme nicht mehr bemerken. Und nicht nur das, der gute Kontakt zu anderen Menschen geht verloren. Und schlussendlich soll es ja um Verbundenheit gehen.

Es gibt ein paar grundsätzliche Merkmale, an denen man gute Wege erkennt:

  • Wahrheit - Echte Wege basieren auf Wahrheit und halten kritischer Überprüfung stand. Es braucht nichts verleugnet zu werden und wir brauchen keine verzerrte Sichtweise. Das Gegenteil wäre die Illusion, die auch ständig vor Angriffen verteidigt werden muss, weil sie nicht wirklich tief verwurzelt ist. Sie baut auf falschen Gedanken und Vorstellungen auf. Glauben wir an Illusion, müssen wir ständig Widersprüche abwehren.
  • Verbundenheit - Gute Wege führen zu mehr Verbundenheit. Ziel ist ja nicht, sich zu isolieren, sondern mehr verbunden zu leben. Verbunden sein kann man mit Menschen, mit der Natur oder alles, was einen umgibt.
  • Öffnung - Sich zu öffnen und zu weiten ist das Ziel von Persönlichkeitsentwicklung. Ängste machen eng, starr und zwanghaft. Bei Ängsten schottet man sich ab. Wenn wir Ängste überwinden, können wir uns wieder öffnen und uns zuwenden. Öffnung bedeutet Mut, weil es auch verletzlicher macht.
  • Tragfähigkeit - Gute Wege haben Substanz, haben tiefe Wurzeln. Sie bleiben stimmig und tragfähig, sind keine windigen Angelegenheiten. Gute Werte, die man pflegt, sind so eine beständige und tragfähige Sache. Sie bleiben uns erhalten, egal wie die momentane Stimmungslage gerade ist.
  • Liebe - Liebe ist ein weiter und vielschichtiger Begriff. Man kann sie als eine universelle integrierende Kraft ansehen, die nichts ausschließt, sondern alles wieder miteinander verbinden will. Liebe ist in diesem Sinn spirituell, man könnte auch von kosmischer Liebe sprechen. Liebe könnte man auch als den eigentlichen Weg sehen, weil es alles andere schon beinhaltet. Liebe schließt auch die Selbstliebe und das Selbstmitgefühl ein. Etwas, was gerade bei einer schlechten Beziehung zu sich selbst sehr wichtig ist.
  • Sinn - Gute Wege geben uns einen Sinn im Leben. Sie stehen für etwas, wofür es sich lohnt zu leben, zu lieben, zu kämpfen und uns einzubringen.
  • Positiv - Gute Wege sind positive Wege. Es ist der Glaube daran, dass das Leben etwas Gutes ist bzw. man in ihm so viel Gutes finden kann, dass es sich lohnt, dafür zu leben. Es ist keine Verleugnung all der hässlichen Seiten des Lebens, es ist vielmehr eine tiefe Grundüberzeugung, dass das Gute überwiegt. Und wenn es uns schlecht geht, gibt es Wege, die uns hin zum Guten führen können.

-- Fred

23.02.2020 :: Therapie des Perfektionismus

Perfektionismus und soziale Phobien sind oft miteinander verknüpft. Das ist uns in unseren Gruppen schon öfter im Gespräch aufgefallen. Letztlich hörte ich einen Vortrag von Raphael M. Bonelli, der diese Verknüpfung auf den Punkt brachte: Er unterscheidet zwischen 2 Formen von Perfektionismus. Gesunder Perfektionismus ist gekennzeichnet von einem Interesse an der Sache, an der man ist. Das eigentliche Tatmotiv, es gut zu machen, kommt aus einem tieferen Wunsch, Bedürfnis oder einer Freude daran, etwas Gutes zu erschaffen. Der pathologische Perfektionismus entstammt hingegen einer "Ich-Haftigkeit". Es geht nicht um die Sache, man möchte vielmehr damit erreichen, dass einen das Umfeld mag und lobt bzw. man nicht den Angriffen der Mitmenschen ausgesetzt ist. Man möchte es sozusagen richtig machen, um von seinen Mitmenschen das Gewünschte zu ernten. Man möchte geliebt werden und sich vor Ablehnung schützen.

Damit wird klar, warum der pathologische Perfektionismus so mit einer sozialen Phobie verknüpft ist. Denn bei dieser hat man ja gerade große Angst vor Ablehnung und möchte sich dadurch schützen, in dem man keine Fehler macht. Gleichzeitig hat ein schwaches und labiles Ich ein besonderes Bedürfnis nach Anerkennung durch andere. Dieser Wunsch nach Anerkennung kann bewusst oder unbewusst sein. Mitunter wird er sogar verleugnet, obwohl etwas Tieferes in einem sich danach sehnt.

Bonelli bezeichnet die Fokussierung des pathologischen und gesunden Perfektionismus mit "Ich-Haftigkeit" vs. "Sachlichkeit". Sachlichkeit im Sinne "auf die Sache bezogen" und Ich-Haftigkeit im Sinne, dass mein Ich etwas braucht bzw. sich vor etwas schützen will. Die Therapie sieht er dann auch in einer Bewusstmachung dieser Motive. Es geht nicht darum, im Leben alles nur noch zu 80% zu erfüllen, um einem Perfektionismus zu entkommen. Das Streben nach etwas Gutem sieht er als gesund und das sollte nicht geopfert werden. Es geht vielmehr darum, die Ich-Haftigkeit in den Motiven zu erkennen und hier auch die Muster zu erkennen, die nicht sehr sinnvoll sind. Pathologischer Perfektionismus kann oft nicht das erfüllen, was wir brauchen, weil die Ideen dahinter nicht funktionieren, sie sind neurotischer Natur. Dies gilt es herauszuarbeiten und zu erkennen. Andererseits ist pathologischer Perfektionismus sehr anstrengend, kostet also viel Energie und überlastet nicht selten Körper und Geist. Auch sind wir so oft wenig effizient, wir könnte das Gleiche mit viel weniger Mühe erreichen.

Weblink zum Vortrag:

08.02.2020 :: Klinikbesuch Fachklinik Bad Fredeburg

Diese Woche besuchten einige von uns die Fachklinik Fredeburg. Diese Klinik ist spezialisiert auf Suchterkrankungen. Süchte gibt es auch immer wieder im Zusammenhang mit sozialen Ängsten. Immer dann, wenn Menschen ihr Leben als sehr belastend erleben und nach Entlastung suchen, sind Suchtmittel nicht weit. Bei Ängsten ist es vor allem der Alkohol, der kurzfristig als entlastend und enthemmend empfunden wird, im Nachgang die Ängste und unangenehmen Gefühle aber meist noch verstärkt. Die Gefahr, schleichend in eine Abhängigkeit zu rutschen, ist groß.

Nach einiger Klinikrecherche war klar, dass die Fachklinik in Bad Fredeburg ein guter Ort sein kann, um sich aus seiner Sucht zu befreien. Noch dazu liegt sie gerade mal 100Km von Dortmund entfernt im Sauerland. Ein Ausflug war hier einfach zu organisieren. So vereinbarten wir dann einen Besuchstermin.

In Bad Fredeburg angekommen gings erstmal eine Straße den Berg hinauf. Dort oben gibt es 2 Kliniken, die Fachklinik Fredeburg und die Fachklinik Hochsauerland. Ansonsten gibt es da oben vor allem viel Wald mit schönen Wanderwegen. Beide Kliniken liegen zu Fuß etwa 5 Minuten entfernt, gehören zum gleichen Träger, arbeiten aber eigenständig. Die Fachklinik Hochsauerland ist eine psychosomatische Klinik, wo auch Ängste und Depressionen behandelt werden. Eigentlich wollten wir uns diese Klinik auch anschauen, bekamen aber an diesem Tag keinen Termin.

In der Fachklinik Fredeburg angekommen wurden wir sehr nett an der Rezeption empfangen. Ein paar Minuten später kam der Patientensprecher, der uns nun durch die ganze Klinik führte. Er nahm sich viel Zeit, erklärte uns, wie alles in der Klinik so abläuft und was es alles an Freizeitmöglichkeiten in der Klinik gibt. Wir waren schnell beeindruckt, wie viele Angebote es in der Klinik gibt, sowohl therapeutisch wie auch für die Freizeitgestaltung. Langweilig wird es als Patient hier sicherlich nicht, man ist tagsüber in verschiedenen Therapien eingebunden, hat z.B. viermal pro Woche Gruppentherapie, eine Einzeltherapie die Woche, Ergotherapie, Sport, Entspannungsverfahren und auch viel Suchtaufklärung (Psychoedukation). Für die Freizeit gibt es ein Schwimmbad, eine Sauna, Fitnessraum, Turnhalle, Entspannungsraum, Spieleraum und noch so einiges mehr.

Untergebracht ist man meist in Zweibettzimmern, Einbettzimmer sind rar und die Warteliste darauf lang. Der Aufenthalt in der Klinik kann bedeutend länger sein, als man das von psychosomatischen Kliniken her kennt. 8-24 Wochen können es sein. Bei Suchtproblematiken braucht es diese Zeit, weil es für viele extrem schwierig ist, aus einer gewohnten Suchtstruktur dauerhaft auszusteigen. Auch kann nach dem Auftenthalt noch eine sogenannte Adaptionsphase in einer anderen Einrichtung durchlaufen werden. In der Adaption wird man darin unterstützt, stabil im Alltag zu werden und beruflich wieder Fuß zu fassen. Je nach Situation kann so eine Phase nochmal 3-12 Monate umfassen. Danach hat man in der Regel auch noch eine Nachsorge an seinem Wohnort. Wie viel Unterstützung Betroffene wirklich brauchen, ist stark verschieden.

WLAN gibt es in der Klinik nicht. Man kann aber über das Handynetz ins Internet, ist auch durch die Klinik erlaubt. Es gibt durchaus Sucht-Kliniken, die die Nutzung von Handy und Internet untersagen, was auch einen therapeutischen Hintergrund hat.

Der Patientensprecher erzählte uns, dass Regeln in der Klinik eine besondere Bedeutung haben. Es gibt viele Regeln, die von allen Patienten eingehalten werden müssen. Diese strengen Vorgaben scheinen bei Suchterkrankungen eine ganz wichtige Rolle zu spielen. Einerseits, um vor Rückfall in der Klinikzeit zu schützen, andererseits, um den Therapieerfolg zu gewährleisten. Und auch, um das gute Miteinander in der Klinik sicherzustellen.

Als Patient ist man Teil seiner Gruppe, die aus etwa 10 Patienten besteht und einen Bezugstherapeuten hat. So etwa 3 Gruppen werden zu einem Team zusammengefasst. Bestimmte Veranstaltungen finden im gesamten Team statt. Beim Mittagessen hat man als Gruppe einen eigenen Tisch, um den Zusammenhalt in der Gruppe zu fördern. Ein Team wohnt in der Regel auch auf einer Etage und hat einen gemeinsamen Gruppenraum, der auch in der Freizeit genutzt werden kann. Damit wächst auch das Team zusammen und man hat viele Möglichkeiten der Begegnung.

Nach dem Klinikrundgang nahm sich eine Frau vom Klinikpersonal noch Zeit, uns ein paar Fragen zu beantworten. Hier ging es vor allem darum, wie die Schritte sind, um in die Klinik aufgenommen werden zu können.

An dem Tag spielte das Wetter gut mit, ein ganz außergewöhnlicher Tag mit blauem Himmel und Sonnenschein. Auf der Rückfahrt entschlossen wir uns spontan, zum Kahlen Asten zu fahren, der zweithöchste Berg in NRW. Unglaublich, dort lag jede Menge Schnee. Der erste Schnee, den ich in diesem Jahr sah. Hier machten wir noch eine schöne Wanderung durch den knirschelnden Schnee bei heerlicher Luft und Sonnenschein.

-- Fred

20.01.2020 :: Mich triggert was...

Das Konzept des "Triggerns" ist sehr wichtig, um die menschliche Psyche und seine Schwierigkeiten besser zu verstehen. Es zeigt auch, wie wichtig es ist, uns mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Alles, was wir heute erleben, ist nicht isoliert von dem, was wir schon erlebt haben. Ein einfaches Beispiel: In meiner Kindheit gab es im Kindergarten sehr schlechtes Essen, es ekelte mich oft davor. Gleichzeitig wurde ich oft gezwungen, dieses zu essen. Der Speisesaal roch nach einem bestimmten Bohnerwachs. Dieser Geruch prägte sich stark ein. Wenn ich heute diesen Geruch irgendwo rieche, geht es mir urplötzlich schlecht und schlimme Erinnerungen aus dieser Zeit tauchen in meinem Bewusstsein auf.

Hier zeigt sich schön: Eine aktuelle harmlose Erfahrung - der Geruch von Bohnerwachs - triggert eine alte Erfahrung, die ich als dramatisch erlebt habe. Und so fühle ich mich heute wie damals und das belastet mich stark. Die aktuelle Situation ist nicht das Schlimme, aber sie triggert etwas Schlimmes. Sie führt dazu, dass diese alte Erfahrung auf einmal ganz präsent im Hier und Jetzt erlebt wird.

Die Vergangenheit ist nie vergangen, sie schwingt in jeder neuen Erfahrung mit. Das gilt auch für gute Erfahrungen. Man könnte sagen: Zu jeder Erfahrung im Hier und Jetzt gibt es ähnliche Erfahrungen aus der Vergangenheit. Und diese werden mehr oder weniger aktiviert. Die menschliche Psyche ist darauf programmiert, in allem Ähnlichkeiten zu entdecken, was man schon erlebt hat (mustererkennendes System).

Wie stark eine alte Erfahrung durch einen Trigger aktiviert wird, ist sehr unterschiedlich. In der Regel wird das stark getriggert, was eine große Bedeutung für uns hatte, weil es besonder schön oder besonders belastend war. Stark getriggert werden auch vor allem unverarbeitete Erlebnisinhalte.

Bei den nicht richtig verarbeiteten Erlebnissen können z.B. Gefühle damals so heftig gewesen sein, dass wir sie nur verdrängen oder abspalten konnten. Wenn sie heute getriggert werden, kommen dann auch heftige Gefühlsregungen hoch, die wir dann nicht aushalten. Dann haben wir z.B. das Gefühl, aus einer Situation flüchten zu müssen oder wir reagieren mit einer Panikattacke.

Werden durch Psychotherapie solche alten Inhalte durchgearbeitet und verarbeitet, werden diese "Bomben" entschärft. Auch jetzt wird die alte Erfahrung zwar noch getriggert, aber sie ist nicht mehr mit diesen heftigen Gefühlen aufgeladen. Die alte Erfahrung ist integriert, hat ihren Platz und kann ausgehalten werden.

Bei sozialen Ängsten kann es viele Situationen geben, wo alte Erfahrungen getriggert werden. Oft höre ich, dass Betroffene nicht verstehen, warum sie so beängstigt reagieren, obwohl real überhaupt keine Bedrohung erkennbar ist. Sie finden dann ihre Gefühle falsch und meinen, die müssten wegtrainiert werden. Doch aus der Perspektive des Triggerns macht das alles wieder Sinn: Auch wenn in der aktuellen Situation diese Bedrohung nicht existiert, so erinnert sie mich doch an eine ältere Situation, die ich z.B. als Kind als ganz bedrohlich erlebt habe.

In der Vergangenheit muss diese Erfahrung auch real nicht sonderlich bedrohlich gewesen sein, es kommt darauf an, wie man aus seiner subjektiven Sicht diese Situation eingeschätzt und erlebt hat.

Wenn man nun in Therapie diese alten Erfahrungen genauer anschaut und versteht, was sich warum wie bedrohlich angefühlt hat, lässt sich diese Erfahrung integrieren und neu bewerten. Arbeitet man auf diese Weise seine Vergangenheit auf, wird damit das Hier und Jetzt weniger bedrohlich. Eine sehr sinnvolle Arbeit für eine entspanntere Zukunft.

Besonders die tiefenpsychologischen Therapieverfahren arbeiten auf diese Weise, weniger die Verhaltenstherapie.

-- Fred

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