Sopha Selbsthilfe

Konflikte friedlich lösen

Wenn wir nicht in der Lage sind, klar und deutlich zu sagen, was wir brauchen, und stattdessen nur wissen, wie andere zu analysieren sind - was sich oft als Kritik anhört -, dann droht Krieg, der entweder verbal, psychisch oder physisch ausgetragen werden kann.
(Marshall B. Rosenberg)

Überall, wo Menschen sich begegnen, entstehen irgendwann Konflikte. Das ist auch nicht weiter verwunderlich: Jeder hat seine Bedürfnisse, Wünsche, Ideen und Träume. Und die sind nur selten restlos kompatibel mit den Vorstellungen der anderen. So möchte der eine dies, der andere jenes und wenn wir nicht aufpassen, herrscht schnell ein Krieg untereinander.

Konflikte sind also etwas ganz essenzielles im Leben. Sie wirken im Großen wie im Kleinen, ob Nachbarschaftsstreit oder Kriege zwischen Völkern.

Wenn wir besser mit Konflikten umgehen könnten, würde sich vieles verändern. Es steckt ein enormes Potenzial darin, zu lernen, Konflikte besser - gewaltfrei - zu lösen.

Im besonderen gilt das für Menschen mit Sozialphobie und sozialen Ängsten. Hier wird Konflikten oft aus dem Weg gegangen. Man verschweigt Unstimmigkeiten und schluckt es, wenn die eigenen Bedürfnisse übergangen werden. Nur weg ist der Konflikt damit nicht. Man hat innerlich nicht davon losgelassen. In einem brodelt es, Wut und Ärger steigen auf. Und je länger wir damit belastet sind, um so mehr Lebensqualität rauben wir uns.

Deshalb ist es gerade für Menschen mit sozialen Ängsten wichtig und eine große Chance, sich mit dem Thema konstruktive Konfliktlösung auseinanderzusetzen.

Marshall B. Rosenberg beschäftigt sich seit mehr als 35 Jahren mit der konstruktiven gewaltfreien Konfliktlösung. In seinem Buch "Das können wir klären!" beschreibt er kurz und präzise einen Weg zu einer guten Konfliktlösung. Mit diesem Artikel möchte ich einige seiner Ideen vorstellen.

Echtes Miteinander

Der von Rosenberg vorgeschlagene Prozess der Konfliktlösung basiert darauf, dass wir uns wirklich aufrichtig aufeinander einlassen. Es geht nicht darum, mit Tricks und durch geschicktes Taktieren den anderen dazu zu bringen, das zu tun, was wir wollen. Rosenberg schreibt hierzu:

Für diesen Prozess der Konfliktlösung müssen wir uns vollständig von dem Ziel verabschieden, Menschen dahin zu bringen, dass sie das tun, was wir wollen. Stattdessen konzentrieren wir uns darauf, Bedingungen zu schaffen, die den Bedürfnissen aller gerecht werden.

Bedürfnisse

Bei jedem Konflikt spielen die Bedürfnisse aller Beteiligten eine zentrale Rolle. Bedürfnisse sind in diesem Zusammenhang universelle Werte, die alle Menschen miteinander teilen. Dies sind z.B.:

  • Freude am Leben
  • Sinnhaftigkeit
  • Nähe/Geborgenheit
  • Akzeptanz
  • Liebe
  • Vertrauen
  • Wertschätzung
  • Sicherheit

Bedürfnisse werden oft viel konkreter geäußert, z.B. möchte man in den Urlaub fahren oder einen interessanten Film im Kino anschauen. Dahinter verbergen sich aber auch immer universellere Bedürfnisse. Und die gilt es, in Konflikten zu erkunden. Ein Gespür dafür zu entwickeln, was der andere braucht, was hinter dem konkreten Wunsch steht.

Warum ist es wichtig, diese universellen Bedürfnisse zu erkunden? Weil es die Dinge sind, um die es eigentlich geht.

Wenn man sich streitet, ob man in die Berge oder an die Küste in den Urlaub fährt, dann ist z.B. entscheidend, ob man sich da oder dort auch entspannen und wohlfühlen kann. Für den anderen wird im Vordergrund stehen, ob er sich dort genügend betätigen kann. Und ob diese Betätigungen ihm dann auch Spaß oder Anerkennung bringen. Hier sieht man also, dass es um grundlegende Bedürfnisse geht: Entspannung, Wohlgefühl, Spaß, Anerkennung.

Viele tendieren dazu, sofort nach Konfliktlösungen Ausschau zu halten. Bei dem Ansatz nach Rosenberg geht es jedoch darum, zu erst einmal viel Zeit damit zu verbringen, die Bedürfnisse der Beteiligten zu klären. Erst, wenn das geschehen ist, sucht man nach Konfliktlösungs-Strategien.

Bedürfnisse ausdrücken

Viele Menschen haben Probleme, ihre Bedürfnisse auszudrücken. Erst recht, wenn es darum geht, sie auf so universelle Werte zurückzuführen, wie ich es oben beschrieben habe.

Zum einen sind es die meisten wenig gewohnt, über grundlegende Bedürfnisse zu sprechen. Wir pflegen in unserer Gesellschaft keinen Kommunikationsstil, wo dieser Aspekt betont wird. Im Gegenteil, oft geht es darum, seine eigenen Bedürfnisse geschickt zu verbergen. Mit der Idee, dadurch Vorteile zu erlangen.

Wer seine Bedürfnisse äußert, macht sich damit auch ein Stück verletzbar. Man zeigt ja etwas sehr persönliches und eine Bedürftigkeit. Dazu braucht es Mut und ein geeignetes Umfeld, welches dieser Offenbarung Wertschätzung und Respekt entgegenbringt.

Ein weiteres Problem, Bedürfnisse zu äußern, liegt in der Dynamik von Konflikten. Hier fühlen wir uns schnell angegriffen und gehen in eine reine Verteidigungshaltung. Aus dieser angespannten inneren Haltung, in die wir automatisch hineingeraten, wird es sehr schwer, Zugang zu unseren Bedürfnissen zu finden, geschweige denn, sie auszudrücken.

In einer Selbsthilfegruppe wäre es also wichtig, ein gutes Konfliktumfeld zu schaffen. Dies besteht darin, dass jeder genügend Zeit bekommt, seine Bedürfnisse auszudrücken. Und dass der Fokus auf diese Bedürfnisse gerichtet wird. Das man also Anschuldigungen, Analysen und Vorwürfe vermeidet. Der Moderator kann sich darum kümmern, das eine zu fördern und das andere zu unterbrechen.

Auch kann man sich auf die Verletzungen konzentrieren, die hinter jedem Vorwurf und verbalem Angriff stecken. Wenn diese Verletzungen Wertschätzung erfahren, dann ist ein Angriff meist nicht mehr nötig.

Bedürfnisse auszudrücken, bedarf vor allem Übung. Und so kann man in der Selbsthilfegruppe jeden Konflikt auch als ein gutes Übungsfeld ansehen. Man kann sich darin schulen, nachzuspüren, um welche grundsätzlichen Bedürfnisse es mir geht.

Jeder wird an den Punkt kommen, sich Bedürfnisse nicht eingestehen zu können, weil sie z.B. nicht in das Selbstbild passen. Jemand, der immer stark sein will, kann sich vielleicht nicht eingestehen, das auch er Geborgenheit braucht.

Hier lohnt es sich, Stück für Stück mutiger zu werden und zu seinen Bedürfnissen zu stehen und sich von einem falschen Selbstbild zu verabschieden. Es geht darum, sich immer aufrichtiger so wahrzunehmen, wie man wirklich ist.

Erkenne, wer Du im Kern deines Wesens bist, und dann werde es. (Pindaros)

Bedürfnisse hören

Wirklich zu hören, was der andere braucht, ist gerade in angespannten Konflikten sehr schwer. Wenn man von Gefühlen wie Wut und Ärger überwältigt wird, ist es schwer, zu hören, was der andere für Bedürfnisse hat.

Und doch ist dies essenziell wichtig, bevor man daran geht, Strategien zu entwickeln, wie man einen Konflikt löst.

Es geht nämlich darum, den anderen in seiner Bedürftigkeit anzunehmen. Zu sehen, was mein Gegenüber braucht und ihm diese Bedürftigkeit auch zuzugestehen.

Hier hilft uns wieder, das wir uns auf universelle Bedürfnisse konzentrieren. Wir sind alle aus dem selben Holz geschnitzt und können so auch diese essenziellen Bedürfnisse nachvollziehen oder nachempfinden. Wir kennen alle Situationen in unserem Leben, wo uns z.B. Sicherheit und Geborgenheit wichtig war. Wir kennen alle das gute Gefühl, Spaß an einer Sache zu haben. Auf dieser Ebene universeller Bedürfnisse können wir grundsätzlich mitfühlen. Auch wenn wir auf der Ebene des konkreten Wunsches vielleicht nicht mitschwingen können.

Betrachtet man einen Konflikt in der Selbsthilfearbeit, könnte es also auch hilfreich sein, benannte Bedürfnisse näher zu beleuchten, um Verständnis füreinander zu entwickeln. Wenn es z.B. schwer fällt, das Bedürfnis nach Geborgenheit in einem Konflikt zu verstehen, so könnte man sich erstmal generell darüber austauschen, in welchen Lebenssituationen man das Gefühl von Geborgenheit gebraucht hat. Wo hat es mir geholfen? Habe ich genug Geborgenheit in meinem Leben bekommen? Wo hätte ich Geborgenheit gebraucht, hab es aber nicht bekommen?

Und auch hier geht es wieder um Wahrhaftigkeit. Wenn jemand das Gefühl hat, ein Bedürfnis wäre nur vorgeschoben, dann muss darüber gesprochen werden. Es ist wichtig, dass sich jeder um Wahrhaftigkeit bemüht. Sobald man die ehrliche Ebene verlässt, entartet alles zu einem Taktierspiel.

Auch wenn Bedürfnisse auf gute Weise ausgedrückt sind, heißt das noch lange nicht, dass das gemeinte auch wirklich beim Empfänger angekommen ist. Insofern ist bei dem Klärungsprozess wichtig, dass der Empfänger nochmal kund tut, was er gehört hat. Stimmen das Gehörte und das Gemeinte nicht überein, braucht es einen weiteren Austausch.

Als Zuhörer kann man sich darin schulen, die grundlegenden Bedürfnisse hinter Aussagen herauszuhören. Dies kann auch eine gute Möglichkeit sein, nicht in einen Schlagabtausch einzusteigen. Wenn jemand mich angreift, kann ich versuchen, zu verstehen, welche Bedürfnisse hinter dem Angriff stecken. Dies können wir dann in Worte fassen und schauen, ob es tatsächlich darum geht. Gerade für den Moderator einer Selbsthilfegruppe kann diese Form des Zuhörens sehr hilfreich sein.

Lösungsstrategien

Interessanterweise gibt es für viele Konflikte Lösungen, die alle befriedigen. Wir kommen aber oft nicht zu diesem Punkt, weil wir zuvor nicht genau verstanden haben, was die eigentlichen Bedürfnisse sind. Und so berauben wir uns der Möglichkeit, die guten Wege zu finden, die gemeinsam möglich sind. Stattdessen verstricken wir uns in Angriff, Wut und Ärger.

Wenn also die Bedürfnisse aller Beteiligten wirklich geklärt sind, können wir uns daran machen, Lösungsstrategien zu entwickeln.

Ein wichtiger Aspekt dabei ist, kreativ zu werden. Wir tragen alle eine Menge schöpferisches Potenzial in uns. Wir können neues erschaffen. Ein Konflikt ist ja meist ein Punkt, wo das, was man kennt, zu einem unüberbrückbaren Widerspruch führt.

Eine Gruppe könnte sich z.B. auf die Frage versteifen, ob man sich Sonntag oder Mittwoch trifft. Jeder hat gute Gründe, warum der eine Termin gut und der andere untragbar ist. Es scheint ein Widerspruch, der nicht lösbar ist. Keiner kommt auf die Idee, was neues einzuführen, z.B. einen weiteren anderen Tag, einen anderen Zeitpunkt oder vielleicht einen anderen Treffpunkt. Man erweitert sein Gedankengebäude nicht mehr sondern versucht, in den unbewusst gesteckten Grenzen Lösungen zu finden.

Ich habe es oft erlebt, dass Lösungen einfach durch Kreativität gefunden wurden. Hierzu braucht es ein lockeres und offenes Gruppenklima. Eine Technik ist z.B. das Brainstorming.

Nach einer Ideensuche muss man schlussendlich an einen Punkt kommen, wo man ganz konkret vereinbart, was man tun möchte. Hier ist es wirklich wichtig, zu einer konkreten gegenwärtigen Handlungssprache zu finden. Es geht also darum, zu hören, was wer will und welche Aktivitäten dazu führen sollen.

Wenn wir eine Sprache finden, die ein Miteinander einlädt, dann erhöht das die Erfolgschancen. Eine Möglichkeit ist, den anderen um etwas zu bitten oder einen Wunsch zu äußern. Dies erhält eine respektvolle Diskussion aufrecht. Es lässt dem anderen die Freiheit, zu entscheiden, ob er einem Vorschlag folgen möchte oder nicht.

Schlußendlich wird nämlich nur das Erfolg haben, wo jeder vom Herzen her ja sagen kann. Alles, wozu jemand genötigt wird, was er also gar nicht will, wird, sobald möglich, unterlassen. Sozial ängstliche Menschen sind hier aufgefordert, nicht vorschnell Ja zu sagen, um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen. Hier sollte man wirklich in sich hineinspüren, ob man zu einer Lösung stehen kann.

Das bedeutet aber nicht, dass jeder nur darauf bedacht ist, lediglich seine Wünsche erfüllt zu bekommen. Es geht vielmehr um einen Prozess, wo man einen gemeinsamen Weg findet, der meist jedem auch etwas abverlangt. Man verbündet sich sozusagen mit diesem gemeinsamen Weg und jeder übernimmt Verantwortung dafür, seins dazu beizutragen.

Die Konkretheit der Lösungsvorschläge ist wichtig, weil man nur für ganz konkrete Dinge auch Verantwortung übernehmen kann. Jeder versteht Dinge auch wieder anders. Je allgemeiner wir mit unseren Formulierungen bleiben, um so größer sind die Missverständnisse.

Wichtig ist, dass wir uns bei der Formulierung von Bedürfnissen und Wünschen darauf konzentrieren, was wir möchten und brauchen. Oft konzentrieren sich nämlich Konfliktgespräche darauf, was wir nicht möchten. Das führt eher zu Verwirrung und blockiert Lösungen. Hinter dem "Nein" steht meist ein Bedürfnis und dies gilt es, auszudrücken.

Chancen der Konfliktarbeit für die Selbsthilfe

Für die meisten Sozialphobie-Betroffenen bietet das Thema Konflikte große Entwicklungs-Chancen. Im Rahmen der Selbsthilfegruppe kann man lernen, mehr und mehr für sich und seine Bedürfnisse Verantwortung zu übernehmen. Dies bedeutet, herauszukommen aus einem passiven Geschehenlassen. Es bedeutet, in sich hineinzuspüren, was man braucht und was man will. Und dies dann der Gruppe mitzuteilen. Damit bringt man sich mit seinen Bedürfnissen in die Gruppe ein.

Traue dich, Konflikte auszusprechen und deine Bedürfnisse anzumelden!

Es ist gut, wenn die Gruppe ein förderliches Konflikt-Lösungs-Umfeld kultiviert. Der Moderator kann dazu einladen, Konflikte und unangenehme Themen auszusprechen. Er kann eine Diskussion anregen, die nach den hier vorgestellten Grundlagen gewaltfreier Kommunikation ablaufen kann. Jeder Einzelne kann die hier vorgestellten Konzepte verinnerlichen, um bei Auseinandersetzungen ein gutes Gesprächsumfeld zu fördern. Auch dies ist ja wieder ein Aktivwerden, etwas was besonders förderungswürdig bei sozialen Ängsten ist.

Gestärkt aus positiven Erfahrungen der Konfliktlösung im Gruppenkontext, kann man diese Fertigkeiten in seinen Alltag einbauen. Wir brauchen diese Stärkung durch den geschützten Gruppenrahmen, weil wir im Alltag oft in einem widrigen Umfeld um unser Recht und unsere Bedürfnisse kämpfen müssen. Wir werden hier vielleicht mit wenig einsichtigen und destruktiven Umfeldern konfrontiert. In solchen Umfeldern standhaft seine Bedürfnisse zu vertreten kann möglich werden, wenn man zuvor viel im Kontext der Selbsthilfegruppe geübt hat.

Wir werden auch Erfahrungen machen, wo wir im Alltag an Grenzen stoßen. Für manches braucht es einfach ein Umfeld, was bereit ist, sich auf einen Weg des Miteinanders einzulassen.

Ganz unabhängig davon ist die Fähigkeit wertvoll, zu spüren, was man wirklich braucht. Also diese universellen Bedürfnisse, die wir alle miteinander teilen, in sich wahrzunehmen. Je besser wir darüber bescheid wissen, was wir wirklich brauchen, um so angemessener können wir uns verhalten.

Eine weitere wertvolle Fähigkeit, die sich durch die Praxis der Konfliktlösung entwickelt, ist, um das zu kämpfen, was einem wichtig ist und was man braucht. Dieser Einsatz und die Behaarlichkeit, an seinen Dingen dran zu bleiben, schafft Entfaltungsraum für das eigene Wesen. Man erobert sich dadurch sozusagen den Raum, den man braucht. Und gerade dieser Entfaltungsraum ist bei vielen sozial-ängstlichen Menschen sehr eingeschränkt.

Sich den Raum zu bewahren, den man braucht, vor allem im Miteinander, ist eine ganz zentrale Aufgabe. Nur wenn ich das kann, fühlt sich ein Miteinander für mich gewinnbringend und nicht einengend und belastend an. Nur wer genug bekommt, was er braucht, hat Lust auf das Leben und Lust auf die anderen.

Ich wünsche allen viel Erfolg dabei.

Warum wir Konflikte meiden

  • Angst, Ablehnung zu erfahren
  • Angst, angegriffen zu werden
  • Angst, nicht mehr gewollt zu sein, wenn man anderer Meinung ist oder was anderes will
  • Angst vor Konfrontation und Konfliktgesprächen
  • Unfähigkeit, auf eine gute Weise Konflikte auszutragen. Es fehlt vielleicht an Erfahrungen, wie man Konflikte auf gute Weise löst.
  • Negative Konflikterfahrungen aus der Kindheit oder anderen wichtigen Lebensphasen (Gewalt, Mobbing)
  • Verlustängste; Angst, verlassen zu werden und wieder ganz alleine dazustehen. Verbunden mit traumatischen Kindheitserlebnissen.
  • Angst vor der eigenen großen Wut und Aggression. Angst vor Kontrollverlust und unangemessenem Verhalten bzw. Eskalation.
  • Vermeidung, durch einen Konflikt im Mittelpunkt einer Auseinandersetzung zu stehen.
  • Keine Erfahrungen damit, dass man über verbale Auseinandersetzung etwas für sich erreichen kann. Stattdessen Resignation.
  • Kindlicher Wunsch, der andere möge gefälligst von selbst erkennen, was ich brauche und mir das geben.
  • der nervlichen bzw. emotionalen Anstrengung eines Konfliktes aus dem Weg gehen

Bedürfnis-Karten

Ich möchte hier ein Hilfsmittel vorstellen, um die Fähigkeit zu entwickeln, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen. Hierzu braucht es ein normales Skat-Kartenspiel und die folgende Tabelle. In der Tabelle sind jeder Karte ein grundlegendes Bedürfnis zugeordnet.

In der Selbsthilfegruppe kann man dies nun auf viele Weisen einsetzen. Hier ein paar Anregungen:

  • Themenwahl: Man will heute über ein grundlegendes Bedürfnis sprechen, um dieses etwas klarer zu bekommen. Jemand zieht eine Karte und man schaut dann in der Tabelle, welches Bedürfnis es repräsentiert. Darüber spricht man nun in der Gruppe.
  • Sein Thema: Jeder zieht eine Karte und schaut in der Tabelle nach, welches Bedürfnis es repräsentiert. Nun überlegt man, wie man sich in den letzten Tagen um dieses Bedürfnis gekümmert hat, ob es eher zu kurz kam oder ob man ausreichend bekommen hat. Vielleicht gibt es Begebenheiten der letzten Tage, die sehr gut im Zusammenhang mit diesem Bedürfnis stehen. Jeder kann nach einer Phase des Nachsinnes darüber sprechen, entweder in der Großgruppe oder jeder sucht sich einen Partner, mit dem er darüber redet. Auch für die Eröffnungsrunde ist dies sehr gut geeignet.
  • Zufall: Wenn ein Konflikt irgendwie nicht lösbar erscheint, weil Bedürfnisse nicht klar werden, zieht man sich eine zufällige Karte und schaut, ob das Bedürfnis vielleicht mit dem Konflikt zu tun hat. Wenn nicht, zieht man nochmal.
  • Bedürfnis erraten: Jeder zieht verdeckt eine Karte und schaut in der Tabelle nach, um welches Bedürfnis es sich handelt. Nun muss jeder es vor der Gruppe pantomimisch vortragen, die anderen müssen es erraten.
  • Bedürfnis nähren: Alle Grundbedürfnisse haben irgendeine Wichtigkeit für jeden Menschen. Jeder kann sich eine Karte ziehen. Man achtet nun die nächsten Tage besonders auf dieses Bedürfnis und nährt es damit. Eine gute Übung zum Schluss einer Gruppenstunde.

Vielleicht habt ihr noch weitere Ideen, wie ihr diese Karten nutzen könnt.

KarteBedürfnis
Bube HerzWahrhaftigkeit
Bube KaroBewegung, körperliche Aktivität
Bube Pikzur Bereicherung des Lebens beitragen
Bube KreuzAutonomie, Selbstbestimmung, Eigenes
König HerzSelbstwert, Selbstvertrauen
König KaroUnterstützung
König PikFreude, Lebenslust
König KreuzVertrauen
Dame HerzGeborgenheit
Dame KaroSchönheit
Dame PikErnährung, Luft, Wasser
Dame KreuzVerständnis, Empathie
Ass HerzLiebe
Ass KaroFeiern
Ass PikSchutz, Sicherheit
Ass KreuzSpiritualität
10 HerzRespekt, Wertschätzung
10 KaroKreativität, Entfaltung
10 PikInspiration
10 KreuzUnterkunft, Lebensraum
9 HerzErotik, Sexualität
9 KaroSinnlichkeit, Körperkontakt
9 PikSpiel
9 KreuzRuhe, Stille
8 HerzGemeinschaft, Zugehörigkeit
8 KaroOrdnung, Struktur, Klarheit
8 PikAkzeptanz, Angenommen fühlen
8 KreuzFriede, Harmonie
7 HerzNähe
7 KaroRücksichtnahmen
7 PikToleranz
7 KreuzSinn, Sinnhaftigkeit

Verweise

(Sopha-Dortmund, Fred vom Jupiter, Juli 2006)