Sopha Selbsthilfe

Die Moderation in der Selbsthilfegruppe „Sopha (Dortmund)“

Autor: Phönix , Stand: 10.02.2006

Kommunikationsformen

Es scheint viele Formen der Kommunikation in Gruppen zu geben: Wechselnde Moderation, ein fester Moderator und, wie ich von anderen Gruppen hörte, gibt es Gruppen die keinen Moderator haben. Es geht also auch ganz ohne Moderation.

In unserer Gruppe, zum Beispiel, war es seit jeher so, daß ein fester Moderator „installiert“ war. Mit der Zeit wurde das quasi als gegeben und selbstverständlich angesehen, doch ab und an kam die Diskussion auf, ob die Moderation nicht doch besser wechseln solle. Letztendlich war dann aber niemand bereit, die Moderation zu übernehmen, und es blieb, wie es war.

Vielleicht – sehr wahrscheinlich - waren Vorbehalte und Ängste vorhanden, die Gruppenmoderation zu übernehmen. Vielleicht auch, weil einige nicht so recht wußten, was ein Moderator eigentlich genau tut. Es brauchte sich in unserer Gruppe ja auch keiner ernsthaft darüber Gedanken machen, weil unser Moderator-Amt fest vergeben schien.

Das hatte für unsere Gruppe einerseits Vorteile:

  • es gibt keine Diskussion, wer moderiert (spart also Zeit)
  • die vermeintliche Mühe, eine Gruppe zu moderieren, bleibt allen (bis auf einem) erspart
  • besonders schüchterne und ängstliche Teilnehmer kommen nicht unter Druck und Zugzwang, im Mittelpunkt zu stehen

Aus einer Situation mit festem Moderator ergeben sich jedoch auch Nachteile:

  • es entstand (vielleicht sogar unbewußt und unfreiwillig) eine gewisse Abhängigkeit von einer Person, da ja nur eine Person moderiert.
  • es bildet sich sogar evtl. eine latente Hierarchie aus (fester Moderator = Gruppenleiter?)
  • die Gruppenmoderation nicht zu übernehmen, ist eine verpaßte Chance, soziale Kompetenzen zu trainieren und auch seine sozialen Ängste zu überwinden, eine gewisse Zeit im Mittelpunkt der Gruppe zu stehen (Exposition).
  • das Verantwortungsgefühl der einzelnen für die Gruppe wird durch einen „festen Moderator“ nicht gefördert

Wer macht’s denn jetzt…?

Wie oben erwähnt, kam in unserer Gruppe schon mehrfach die Diskussion auf (ja manchmal sogar die Forderung), daß es doch mehrere abwechselnde Moderatoren geben solle. Diese Idee war natürlich an sich sehr konstruktiv und demokratisch (schließlich wechselt ja auch der Bundestagspräsident periodisch in der Person). Mit den Forderungen ist das jedoch immer so eine Sache: denn, wer eine abwechselnde Moderation fordert, muß im gleichen Atemzug auch bereit sein, die Moderation zu machen. Genau an diesem Punkt haperte es dann auch. Keiner traute sich nach vorn an die „Moderator-Front“.

Es blieb also stets eine gewisse Unbefriedigtheit zurück.

Ich stellte folgende Überlegung an:

Wie kann man Gruppenmitglieder unterstützen, die Aufgabe des Moderators zu übernehmen?

Das ist natürlich in einer Gruppe wie der unseren, wo die Mitglieder von sozialen Ängsten und Schüchternheit betroffen sind, nicht gerade ein leichtes Vorhaben und kann nur gelingen, wenn die aktive(!) Bereitschaft da ist, die Moderation auf mehrere Schultern zu verteilen.

Nun endlich beschlossen wir mutig, es ab sofort so zu machen, daß zu Beginn der Gruppe gefragt wird, wird die Moderation übernehmen möchte.

Von diesen konkreten Erfahrungen werde ich später an dieser Stelle berichten...

Die Aufgaben und Spielräume eines Moderators

Natürlich sollte sich unser Moderator zuerst um so „profane“ Dinge wie Einteilung der Zeiten und der Einhaltung von Pausen widmen. Darüber hinaus gibt es aber noch einiges mehr.

Das Wort moderator kommt aus dem Lateinischen und hat zwei Bedeutungen, die verdeutlichen, worum es bei der Moderation geht:

1. der Führer, der Lenker

2. der Mäßigende

Die Moderation lenkt also eine Gruppe, ohne Meinungen zu unterdrücken, und bringt eine gewisse Struktur oder äußeren Rahmen in die Gruppe. Sogar eine gewisse Portion „Aufpasser“ sollte in ihm stecken, denn es sollte auch seine Aufgabe sein, Unsachlichkeiten oder sogar persönliche Beleidigungen zu verhindern bzw. darauf aufmerksam machen.

Es gibt da einige (mögliche) Eckpfeiler, die unsere Gruppenmoderation tragen (das kann natürlich in jeder Gruppe variieren und individuell abgestimmt werden).

Prozedere/Ablauf:

  • Beginn: Begrüßung der Gruppenteilnehmer
  • Feststellung der Anzahl der Teilnehmer und Fehlenden

und Einleitung der…

  • Einführungsrunde (Dauer: bis zu 60 Minuten, je nach Anzahl der Teilnehmer) (Nun hat jeder Zeit in einem „Blitzlicht“ über aktuelle Themen, Probleme oder auch schöne Erlebnisse zu erzählen)
  • Pause (die Pause dauert etwa 15 Minuten, es ist aber eher die Aufgabe aller, darauf zu achten, daß die Pausenzeit nicht zu lange dauert
  • Einholen der heutigen Diskussionsthemen (evtl. Abstimmung über Themen, wenn zu viele Themen da sind)
  • Leitung der Gruppendiskussion (siehe Gruppendiskussion)
  • evtl. organisatorische Punkte
  • Beendigung der Gruppe durch das „Schluß-Blitzlich“

In dieser kurzen Runde (etwa 5 Minuten) sagt jeder (oder die, welche es möchten), wie sie/er sich aktuell fühlt und wie der Gruppenabend für sie/ihn gewesen ist. Der Modearator sollte rechtzeitig vor Ablauf der Zeit darauf aufmerksam machen.

Gruppendiskussion:

  • Achtgeben, daß die Gruppe nicht (zu weit) vom Diskussionsthema abweicht
  • Der Moderator achtet darauf, ob ein Thema vollständig durchgeführt ist und leitet erst dann das nächste ein
  • Achtgeben darauf, daß die, welche eher still sind, die Gelegenheit haben, mitzudiskutieren (evtl. durch gezieltes Ansprechen)
  • Unterbindung von persönlichen, unsachlichen Angriffen gegen andere
  • Begrenzung der Redezeit (für „Endlos-Redner“)

Hilfen für angehende Moderatoren

Als Einstieg in die Moderation, besteht natürlich die Möglichkeit, erst einmal gewisse Teilaufgaben des Moderators zu übernehmen, zum Beispiel nur die Diskussionsleitung zu übernehmen, oder nur die Zeitüberwachung. Sicherlich gibt es viele „Hineinschnupper-Möglichkeiten“, und niemand wird wohl beim ersten Mal gleich alles beachten können. Das macht nichts! Übung macht den Meister und keiner ist perfekt!

Ich denke, frau und man kann/soll/muß es einfach wagen. Sicher braucht es seine Zeit, in das „Amt des Moderators“ hineinzuwachsen, und einigen wird es leichter, anderen schwerer fallen. Andere werden es lieber lassen, denn schließlich gibt es immer die Möglichkeit zu sagen, daß frau/man sich damit überfordert fühlt und es lieber sein läßt. Es sollte nicht das Gefühl von Konkurrenz oder gar Zwang enstehen.

Vielleicht sollte es als eine Möglichkeit und Chance gesehen werden, sich selbst (und damit gleichzeitig die Gruppe) weiter zu entwickeln.

Allen angehenden Moderatoren wünsche ich viel Erfolg und Mut!